Auf fast 600 Seiten zeichnet der renommierte Wirtschaftsprüfer und Steuerberater den jahrzehntelangen Marsch in den Untergang detailreich nach. Hengstberger und sein Expertenteam sind bei ihrer Erhebung bis zum Eintritt der Zahlungsunfähigkeit der Bank zurückgegangen.
Was im Gutachten steht
Spätestens Ende 1999 – also nur drei Jahre nach Gründung der Commerzialbank durch Martin Pucher – war die Bank de facto zahlungsunfähig. Das müsste auch Pucher und seiner langjährigen Co-Vorständin Franziska Klikovits „erkennbar gewesen sein“ – aufgrund ihres Wissens „über die von ihnen selbst veranlassten Bilanzmanipulationen“.
Die Bank wäre schon damals nicht mehr berechtigt gewesen, „Bankgeschäfte zu betreiben“. Trotzdem flossen weitere 20 Jahre lang in Summe rund 2,9 Milliarden Euro auf 766 Einlagenkonten der Bank.
In den zwei Jahrzehnten wurden Kredite in der Höhe von 86,4 Millionen Euro an „Kunden, Organe der Commerzialbank und der CBM nahestehende Personen“ vergeben, die „wirtschaftlich nicht vertretbar waren“. Davon entfielen 31,2 Mio. Euro auf die Firmen Zimmermann, Stangl, Aleca und Florianihof (allesamt in Konkurs).
Die vier Firmen sponserten den Pucher-Klub SV Mattersburg über die Jahre mit 18,5 Millionen Euro – meist mit Geld aus der Bank.
In den Bilanzen der Bank fanden sich „durchgängig nicht existente Forderungen an Kunden und Kreditinstitute“. Im letzten veröffentlichten Jahresabschluss der Bank 2018 waren das in Summe mehr als 570 Millionen Euro.
12.000 € für angeblichen Judotrainer
Identifiziert haben Hengstberger und sein Team auch „bare und unbare Abflüsse“ von rund 71 Millionen Euro „aus dem nicht realen Geldkreislauf der Bank“.
Die knapp 600 Seiten bergen aber auch einen Schatz an Kuriositäten: So hat Pucher über Jahre gehofft, die Verluste der Bank durch Millionengewinne mit Umweltpatenten auszubügeln.
Ein Konsulent für den arabischen Raum und Afrika namens Kassamba – angeblich Judo-Trainer des Neffen des Scheichs von Katar – erhielt jahrelang monatlich 12.000 Euro, in Summe zahlte die Commerzialbank 420.000 Euro. Dazu kamen 67 Flugreisen über 72.000 Euro.
Bevor Hengstberger die Bezüge der Bankvorstände auflistet, verweist er auf ein OGH-Urteil zur „allfälligen Übermäßigkeit“: Demnach sei bei einem verlustbringenden Unternehmen eine Geschäftsführerentlohnung übermäßig, „wenn sie über das hinausgeht, was zur allerbescheidensten Lebensführung notwendig ist“.
Die Vorstandsbezüge von Pucher, Klikovits, Maria Pleier (bis 2018, danach Walter Hack) in den Jahren 2008 bis 2020 betrugen insgesamt 11,6 Millionen Euro brutto.
Hengstberger hält „mit Blick auf die tatsächliche Größe“ der Commerzialbank (neun Standorte im Bezirk Mattersburg und zuletzt 74 Mitarbeiter) ein kollektivvertragliches Gehalt samt Aufschlägen für angemessen. Sein Fazit: Die Vorstandsbezüge seien um 8,2 Millionen Euro zu hoch gewesen.
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