Beschuldigt wird ein Freund der fünfköpfigen Familie, damals Mitte 30, der über einen längeren Zeitraum als Gast in deren Wohnung lebte und im Wohnzimmer auf der Couch geschlafen hatte. Nächtens war der Mann mit den drei minderjährigen Kindern großteils alleine, die Eltern arbeiteten.
Schlafmittel im Kakao
In Vorbereitung auf seine Taten soll der Burgenländer damals hoch konzentrierte Schlafmittel in den Kakao gemixt haben. Einerseits um die beiden kleinen Geschwister geräuschunempfindlich, andererseits um sein Opfer gefügig zu machen – ganze vier Jahre lang.
Als das Kind, mittlerweile in der Volksschule, eines Tages die Kakao-Präparierung beobachtet hatte, verweigerte es ab dann das Abendgetränk und wehrte sich gegen die Übergriffe, sowohl verbal als auch körperlich.
Deshalb nahm der Missbrauch aber kein Ende, im Gegenteil.
Der mutmaßliche Peiniger setzte Gewalt ein, erzählte das Opfer vor Kriminalisten. Ihre Eltern hätten ihr die Sex-Übergriffe damals nicht geglaubt. Mit zwölf Jahren wollte das Opfer ihren Qualen selbst ein Ende setzen und scheiterte. Drei Jahre später zog sie aus. Seither leidet die junge Frau an depressiven Störungen und einem psychischen Trauma.
Aussage gegen Aussage
Der Beschuldigte, inzwischen Pensionist, verantwortete sich zu den Tatvorwürfen bisher nicht geständig und zeigte in den polizeilichen Einvernahmen mehrere Ungereimtheiten auf, es steht Aussage gegen Aussage. Anfang Juni findet im Landesgericht Eisenstadt der Prozess statt.
Seine Verteidigerin Veronika Ujvarosi argumentiert so: „Ein Sachverständiger schließt in einem Gutachten zum Opfer das Phänomen eines ,False Memory Syndroms‘ definitiv nicht aus. Also ein unabsichtliches Verfälschen bestehender eigener Gedächtnisinhalte.“
Die Anwältin weiter: „Es könnte auch sein, dass es beim vermeintlichen Opfer zu Schilderungen von Ereignissen kommt, die in der Realität nicht stattgefunden haben. Deshalb kämpfe ich für meinen Mandanten um einen Freispruch.“Gernot Heigl
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