Hitzebelastung: Rotes Kreuz startet neue Messungen am Einsatzort

Rotes Kreuz "Thermo-Hygrometer" - Projekt "TIIRD"
Beim neuen Projekt „TIRD“ werden Rettungskräfte mit Sensoren ausgestattet, um Hitzebelastung frühzeitig zu erkennen.

Von Pascal Manasek

Die Auswirkungen der Klimaerwärmung werden in Österreich immer deutlicher – auch der Rettungsdienst bleibt davon nicht unberührt: Hitzeperioden nehmen immer stärker zu, ebenso wie hitzebedingte Notfälle. Das belastet vor allem ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. Nun soll das Projekt "TIRD" (Temperaturmessung im Rettungsdienst) im Notfall weitere Erkenntnisse bringen.

Hitzebelastung frühzeitig erkennen

Das Rote Kreuz stattet deswegen rund 2.300 Einsatzfahrzeuge bundesweit mit sogenannten Thermo-Hygrometern aus. Das sind kleine würfelförmige Geräte, die als Teil der Notfallausrüstung zum Einsatz kommen sollen. 

Sie können die Umgebungstemperatur sowie die Luftfeuchtigkeit am Einsatzort ermitteln. Damit sollen im Rahmen der üblichen Anamnese neben den Vitalwerten auch wichtige Werte in Bezug auf eine mögliche Hitzebelastung gewonnen werden. 

"Wenn ein Mensch bei mehr als 30 Grad Raumtemperatur und hoher Luftfeuchtigkeit leben muss, wirkt sich das negativ auf seine Gesundheit aus. Wir erfassen die ermittelten Werte im Patientenbericht und liefern damit eine durchgehende Informationskette vom Wohnzimmer bis zur Notaufnahme", sagt Rotkreuz-Bundesrettungskommandant Gerry Foitik zur Dokumentation von klimatischen Bedingungen am Einsatzort.

Durch die Übermittlung der Daten sei rascher eine adäquate und präzisere Versorgung von Erkrankten möglich. Vor allem die bereits genannten Risikogruppen, die stärker von Hitze belastet werden, würden von dieser Maßnahme profitieren

Klimawandel in Österreich

Andreas Schaffhauser, wissenschaftlicher Generaldirektor der Geosphere Austria, prognostiziert, dass hitzebedingte Notfälle in Zukunft immer häufiger werden. Die Hitzebelastung habe in Österreich massiv zugenommen. Die Zahl der Hitzetage, also jener Tage, an denen es mindestens 30 Grad hat, haben sich vervielfacht: „Was früher Rekorde waren, ist heute Normalität“, sagt Schaffhauser. 

Forschung für das Gesundheitswesen

Die Daten aus den Thermo-Hygrometern werden nicht ausschließlich für die Einsatzdokumentation verwendet. Sie sollen auch im Bereich des Gesundheitswesens einen detaillierteren Einblick in Hitzeprävention und -erkrankungen geben. Bisher mussten Forschende auf grobe Wetterdaten zurückgreifen. 

Die Thermo-Hygrometer ermöglichen es, detaillierte Umweltdaten zu protokollieren. Bei der Anamnese kann man damit nicht nur die Erkrankung, sondern möglicherweise auch bereits deren Ursache noch direkt am Einsatzort identifizieren

Mit dem Einsatz der Geräte möchte man nicht aber nur medizinisch bessere Einschätzungen tätigen können. Auch die Prävention und Aufklärung im Falle einer Hitzebelastung ohne Krankenhausaufenthalt soll dadurch unterstützt werden, heißt es vom Roten Kreuz.

„Die Auswirkungen der Temperaturerhöhung spüren wir alle“, heißt es von Foitik. Für das Gesundheitswesen sei es daher wichtig, auch die Auswirkungen extremer Hitze auf das Leben der Menschen – egal ob vorerkrankt oder nicht – noch besser zu erforschen. Nur so könne man die richtige Versorgung auch in Zukunft sicherstellen.

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