Das Baumloch
Nun mussten wir lesen, dass der große Frederick Forsyth gegangen ist. Seine Welt war die der Geheimdienste und der Schreibmaschine, auf der er seine Spionage-Thriller in Rekordzeit tippte.
Ein Interview mit ihm war immer eine launige Plauderei. Er gab gerne Schnurren aus dem Agentenalltag preis, der viel schlichter sei, als man glaube: „Spionage ist suchen und entdecken, was der Feind plant, und hoffen, ihn abhalten zu können, dasselbe über dich zu erfahren“, sagte er, und: Die alten Methoden seien auch in Zeiten von Hightech noch aktuell, „der tote Briefkasten lebt“ – ein Baumloch da, ein loser Ziegelstein dort und dahinter eine Nachricht.
Spione spionieren aus Überzeugung, aus Geldgier, weil sie erpresst werden und/oder aus Selbstverliebtheit. Dass ein Agent zum Präsidenten und Massenmörder wird wie W. Putin, dafür reichte nicht einmal Forsyths Fantasie. Dass der, dem es gelingt, unsere Computersysteme zu killen, unsere Gesellschaft killt, davor warnte Forsyth lange vor den ersten Blackouts und Cyberattacken. Vielleicht erfahren wir’s dann ja rechtzeitig aus einem Baumloch.
andreas.schwarz@kurier.at
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