Eva vom Künstlerinnenduo "Eva & Adele" ist verstorben

"Wo wir sind, ist Museum", lautet das Motto auf der Website des Duos Eva & Adele.
Und Eva & Adele waren über sehr lange Zeit - zumindest aus der Perspektive jener, die am internationalen Kunstgeschehen teilnahmen, überall. Auf Biennalen in Venedig und anderswo, auf Kunstmessen von Basel bis Miami, auf zahllosen Vernissagen, Künstlerfesten, Events. Dass sie selbst noch ein umfangreiches Werk aus Gemälden, Fotos, Installationen, Büchern schufen, trat da häufig in den Hintergrund: Eva & Adele waren als Personen wandelnde Kunstwerke, stets identisch gekleidet, mit kahlrasiertem Kopf, Schminke - und einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Lange, bevor die Debatte über Geschlechteridentitäten zu einem politischen Reizthema hochgerüstet wurde, waren Eva & Adele "nonbinär", machten ihre Sache und wurden in ihrem Biotop, der Kunstszene, manchmal ein wenig belächelt, aber doch immer wieder gern gesehen.
Eva - die größere der beiden
Nun ist Eva - die mit laut Website 176 cm Körpergröße und 101 cm Brustumfang größere der beiden Kunstfiguren - verstorben. Das gab die Oberösterreichische Landes Kultur GmbH (OOELKG) am Donnerstag in einer Aussendung bekannt. Das zu dem Verband gehörende OK Centrum in Linz hatte dem Duo 2023 seine letzte große Ausstellung ausgerichtet. "Die Ausstellung zeigte eindrucksvoll, wie konsequent, wie präzise und zugleich verspielt sich ihr Werk über Jahrzehnte entfaltet hat", heißt es in der Würdigung. "Die Schau dokumentierte das öffentliche Leben von EVA & ADELE als choreografierte Performance. Sie verwandelten das OK Linz in einen Raum, der Vergangenheit und Zukunft, Körper und Kostüm, Öffentlichkeit und Intimität verschmelzen ließ – ganz im Sinne ihrer künstlerischen Vision."
Ein Leben als Kunstprojekt
Über die Hintergründe des Ablebens verriet die Aussendung ebenso wenig wie über die Identität, die hinter "Eva" stand: Seitdem das Paar 1991 sein "lebenslanges Kunstprojekt" gestartet hatte, hatte es auch jeden Bezug zu seiner Existenz abseits der gewählten Identität bewusst verwischt. "Eva & Adele erklärten einst, aus der Zukunft zu kommen. Dass sie sich bewusst dafür entschieden, Herkunft nicht als etwas Festgeschriebenes, sondern als transformierbares Element der eigenen Identität zu begreifen, war Ausdruck ihrer tiefen künstlerischen Überzeugung", heißt es in dem Nachruf der OOELKG.
Allein die Reihe von Ausstellungen gibt so etwas wie eine Biografie des Paares ab: 1997 präsentierten Eva & Adele unter dem Titel "CUM" erstmals ihre künstlerischen Arbeiten im Sprengel Museum Hannover, es folgten zahlreiche weitere Einzel- und Gruppenausstellungen. Werke finden sich u. a. in der Sammlung des Lentos Museums in Linz und des Belvedere in Wien. In der Gruppenschau "Eccentric" in München wurde das Paar ebenfalls als Paradebeispiel für sein künstlerisch zelebriertes Anderssein gefeiert.
"Mit dem Tod von Eva verliert unsere Gesellschaft nicht nur eine außergewöhnliche Künstlerin, sondern auch eine Visionärin, deren Leben die Grenzen zwischen Geschlecht, Zeit und Kunstform auflöste", heißt es im Nachruf der OOELKG. "Das Ende ihrer gemeinsamen Existenz bedeutet das Ende einer Erscheinung, die weltweit Zeichen setzte – für Freiheit, für Selbstermächtigung, für eine ästhetisch-politische Gegenwart."
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