Filmkritik zu "Drachenzähmen leicht gemacht": Kinn kraulen statt Drachen töten

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Das Live-Action-Abenteuer folgt dem Animationshit auf Punkt und Koma, hat aber weniger Charme.

Andere Dörfer leiden unter Mäusen und Moskitos, im Wikingerdorf Berk aber herrscht die Drachenplage. Immer wieder stürzen sich die mythischen Flugsaurier vom Himmel, stehlen den Dorfbewohnern die Schafe und richten großen Schaden an. Alle Wikinger sind daher von Berufs wegen Drachentöter – alle, bis auf einen.

Er ist Drachenzähmer.

Die Erfolgskinderbuchreihe „Drachenzähmen leicht gemacht“ von Cressida Cowell fand ihren Weg längst ins computeranimierte 3-D-Kino und sorgte dort für enorme Kassenschlager. Wer die Trickfilmphase zwischen 2010 und 2019 verpasste, findet jetzt mit einer Live-Action-Verfilmung Gelegenheit zum Neueinstieg. Auf Punkt und Komma genau hat Regisseur Dean DeBlois seine eigenen, für ihre Formschönheit gelobten Animationsfilme in Fleisch und Blut verwandelt – und geht zurück an den Start.

Allen voran Actionheld Gerard Butler: Bislang verlieh er Häuptling Haudrauf nur seine sonore Stimme, nun hat er sich selbst das Fell umgeschnallt und den Bart geflochten. Seine bärige Erscheinung unter wuchtigen Augenbrauen zählt mit zu den komischen Höhepunkten.

Haudrauf befindet sich in konstantem Konflikt mit seinem Sohn Hicks – stirnfransig gespielt von Mason Thames: Hicks taugt zu allem, nur nicht zum Drachentöten. Allerdings hat er mit einer Steinschleudermaschine einen besonders gefährlichen Drachen vom Himmel geschossen. Bei einem Waldspaziergang findet er das verletzte Tier, kann es aber nicht töten. Sein Herz ist zu weich, die flehenden Augen des Drachen zu grün.

Ritt mit Ohnezahn

Wie alle Fans längst wissen, nennt Hicks seinen neuen Liebling Ohnezahn und lernt, ihn zu reiten. In spektakulären Aufnahmen fliegen die beiden über die Inseln, zischen zwischen Bergspitzen hindurch und schlagen Kapriolen. Die von Hicks angebetete Jungkriegerin Astrid kommt hinter sein Geheimnis, schlägt sich aber auf seine Seite.

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Tolle Flugszenen in "Drachenzähmen leicht gemacht"

Die gewitzte Leichtfüßigkeit seiner Animationen ersetzt DeBlois mit gekonnt inszenierten Spezialeffekten, die seine Fress- und Flugdrachen eindrucksvoll gefährlich aussehen lassen. Allerdings gerät der Humor ins Stocken. Astrid ist umringt von etwas einfältigen Freunden, mit denen sie das Drachentöten übt. Ihre Kollegen sind nicht die Hellsten („Warum soll ich Worte lesen?“) und sorgen für spaßige Abwechslung, bleiben dabei aber in der Karikatur stecken. Überhaupt will sich keine überzeugende Dynamik zwischen den Figuren einstellen, deren Beziehungen zueinander merkwürdig hohl bleiben.

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Hicks und Haudrauf: Mason Thames (li.) und Gerard Butler als Vater und Sohn

Den größten Spaß bereiten Ähnlichkeiten zwischen Drachen und Haustieren. So lässt sich ein Drache am besten bekämpfen, wenn man ihn unterm Kinn krault, weil er dann behaglich seufzend zu Boden sinkt. DeBlois leistet mit seiner akribischen Vorlagentreue pflichtbewusstes Fan-Service und liefert tolle Schauwerte. Aber Funken wie die Feuerdrachen schlägt seine Plot-Mechanik nicht.

INFO: USA/GB 2025. 125 Min. Von Dean DeBlois. Mit Mason Thames, Gerard Butler.

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