Erste Papst-Biografie: Von Franziskus zu Leo

Der Verlag hat es groß angekündigt als das erste Buch zum neuen Papst. Und tatsächlich hat der Vorarlberger Jesuit Andreas R. Batlogg in Rekordzeit eine Publikation zu Leo XIV. herausgebracht. Batlogg selbst spricht auf der Verlagswebsite von einer „immensen gemeinsamen Kraftanstrengung“ – man kann es sich vorstellen; und: er sei „an einem Teil des Buches […] schon länger dran“ gewesen, „weil ich an einem Rückblick über das Pontifikat von Papst Franziskus arbeitete“.
Anders wäre es auch nicht denkbar, dass drei Wochen nach der Wahl des neuen Pontifex schon ein Buch über diesen vorliegt.
Und so ist diese Publikation auch über weite Strecken eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Pontifikat von Papst Franziskus (2013–2025) – eine sehr wohlwollende, die kein Hehl aus der großen Sympathie des Autors für seinen jesuitischen Mitbruder an der Spitze der katholischen Kirche macht.
Die Amtszeit von Franziskus dient auch gleichsam als Hintergrundfolie, vor der Batlogg seine Einschätzungen und Erwartungen bezüglich des soeben begonnenen Pontifikats formuliert.
Kontinuität – Bruch
Kurz gefasst: er erwartet/hofft, dass mehr Kontinuität als Bruch bestehen werde. Und es sieht ja auch wirklich nicht danach aus, als würde Leo nun das Ruder mit großer Geste herumreißen und die Öffnungen, die Franziskus vorgenommen hat, rückabwickeln.
Ganz abgesehen davon, dass für die katholische Kirche ohnedies das Prinzip der Kontinuität leitend ist: Kein Papst noch hat sich je hingestellt und erklärt, nun würde alles anders werden – dies markiert übrigens einen deutlichen Unterschied zur Politik, wo man sich profiliert, indem man eine Wende verspricht. Für die Kirche ist konstitutiv, dass über aller Entwicklung („semper reformanda“) die ungebrochene Tradition vermittelt wird. Deswegen beruft sich jeder Papst auf seine Vorgänger und sieht sich im großen „heilsgeschichtlichen“ Bogen seit Petrus.
Batlogg, der auch ein namhafter Publizist ist und etliche Jahre als Chefredakteur die theologisch-intellektuelle Zeitschrift Stimmen der Zeit geleitet hat, ist ein profunder Kenner von Kirche und Theologie und zudem ein hervorragender Schreiber, den man gerne liest. Dass er über Leo noch nicht viel sagen kann, daher mehr seine eigenen kirchlich-theologischen Überzeugungen auf den ersten US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri projiziert, liegt in der Natur der Sache.
Man kann das Buch auch lesen als einen Beitrag zur Debatte, die bei jedem neuen Pontifikat losbricht und bei der jeder versucht, sein jeweiliges Narrativ auf den aktuellen Nachfolger Petri zu applizieren.
Warten wir ab, was kommt: Im Moment sind noch alle glücklich mit Leo – auf die Dauer wird er wohl die einen oder anderen, und vermutlich einmal die und einmal jene, enttäuschen.
Für einen Einstieg samt analytischem Rückblick auf die ersten Tage und Wochen dieses Papstes ist das Buch definitiv zu empfehlen.

Andreas R. Batlogg: „Leo XIV. Der neue Papst“, Herder, 176 S., 19,60 Euro
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