Wo findet man einen echten Heldentenor, der den Siegfried vom ersten bis zum letzten Ton mit voller Kraft aussingt und ganz nebenbei auch noch als Komödiant auftrumpft? Derzeit an der Wiener Staatsoper.
Andreas Schager ist in den beiden „Ring“-Serien, mit denen sich Musikchef Philippe Jordan von seinem Amt verabschiedet, Siegmund und Siegfried. Seit mehr als zehn Jahren ist der gebürtige Niederösterreicher der gefragteste Wagner-Tenor an den bedeutendsten Häusern. Endlich ist er in seiner Glanzrolle als Siegfried auch in Wien zu erleben.
Er verkörpert den jugendlichen Helden mit einer Selbstverständlichkeit und unerschöpflich anmutender Kraft. Mit Urgewalt intoniert er die Schmiede-Lieder. Doch Schager ist nicht nur der vokale „Kraftmeier“. Das lässt er beim „Waldweben“ erleben. Innig singt er von der Sehnsucht nach der Mutter, da öffnet sich eine andere Welt, da werden Emotionen spürbar.
Anja Kampe passt als Brünnhilde mit ihrem expressiven Sopran optimal zu diesem Tenor. Da harmonieren zwei kraftvolle Stimmen. Sie erreicht die Höhen ohne Mühe. Fulminant ruft sie Sonne und Licht an und lässt ihren Sopran in gleißend hellen Farben strahlen.
Ein in jeder Hinsicht erfreulicher Mime ist Michael Laurenz. Er tariert die Balance zwischen quäkendem Charaktertenor und feinsten Phrasierungen ideal aus. Wie Schager nützt auch er Sven-Eric Bechtolfs Inszenierung um sich auch darstellerisch als verschlagener, dämonischer Zwerg in Szene zu setzen.
Iain Paterson kann sich als Wanderer vokal nicht durchsetzen. Da dürfte Erda nicht tief geschlafen haben, damit sie seine „Wala“-Rufe hört. Anna Kissjudit lässt in dieser Rolle mit ihrem ausdrucksstarken Mezzosopran aufhorchen. Jochen Schmeckenbecher ist ein bewährter Alberich. Kwangchul Youn singt den Fafner korrekt. Das Fürchten lernt man bei ihm nicht. Ileana Tonca komplettiert bewährt als Stimme des Waldvogels.
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