1938 - 2025: Der britische Thrillerautor Frederick Forsyth ist tot

Frederick Forsyth in dunklem Sakko vor einer Fotowand.
Der Autor des Spionageromans "Der Schakal" führte selbst ein bewegtes Leben zwischen Agententum und Literatur.

Der britische Bestsellerautor Frederick Forsythe (86) ist tot. Das berichtete sein Agent am Pfingstmontag.

Der britische Schriftsteller war verantwortlich für Thriller wie "Der Schakal" und "Die Akte Odessa". Sein Leben schien sich mit seinen Büchern zu decken: Er arbeitete als Auslandskorrespondent und lieferte auch dem britischen Geheimdienst zu. Nun ist der Engländer nach kurzer Krankheit gestorben, wie seine Agentur der Nachrichtenagentur PA sowie der BBC bestätigte. "Wir trauern um einen der größten Thrillerautoren der Welt", sagte sein Agent Jonathan Lloyd laut PA. Forsyth sei im Kreise seiner Familie gestorben.

Das fiktive Attentat auf de Gaulle machte Forsyth berühmt

Ursprünglich wollte Forsyth Kampfpilot werden. Doch es kam alles anders. Er begann seine schreiberische Laufbahn als Journalist. Seinen ersten Roman, "Der Schakal", will er in 35 Tagen geschrieben haben, damals habe er kein Geld gehabt und bei einem Freund auf dem Sofa geschlafen.

Das Buch - im englischen Original "The Day of the Jackal" - erzählt von einem Attentat auf den französischen Präsidenten Charles de Gaulle. Eine Zeit, die Forsyth vorher selbst erlebt hat, als Korrespondent der Nachrichtenagentur Reuters in Paris.

In der DDR schrieb und spionierte er

Während seiner Zeit in Frankreich bekam er in den 1960er Jahren einen neuen Posten zugeteilt. "Die wollen Ihnen Ostberlin geben, diese Dreckskerle", habe sein Kollege damals gesagt, schildert Forsyth in der Autobiografie. Mit "die" meinte er das Hauptbüro in London. Ostberlin war ein genialer Posten; ein für die DDR, die Tschechoslowakei und Ungarn zuständiges Ein-Mann-Büro. Inmitten des Kalten Kriegs.

"Der Schakal" wurde mehrfach verfilmt

Der Thriller "Der Schakal" wurde in jüngerer Vergangenheit in einer Streaming-Serie erfolgreich neu verfilmt. Sky Deutschland hat erst im Vorjahr den Dreh einer weiteren Staffel bekannt gegeben. Das Buch war davor bereits zweimal verfilmt worden. Im Mittelpunkt der in einer Szene auch in Wien gedrehten Geschichte steht ein von Oscarpreisträger Eddie Redmayne gespielter Auftragskiller mit dem Decknamen "Jackal" (Schakal), der zu Beginn einen deutschen Politiker in München mit einem Schuss aus mehreren Kilometern Entfernung zur Strecke bringt.

Abenteuer und Frauen prägen seine Autobiografie

In seinen Memoiren stehen viele abenteuerliche Episoden, deren Details man glauben kann oder auch nicht. Es kommen etliche Affären mit Frauen vor. Und die steile These, er habe mit einer Meldung über einen Truppenaufmarsch an der Berliner Mauer beinahe den Dritten Weltkrieg ausgelöst - etwas übertrieben, wie er später dem Tagesspiegel sagte. "Wahr ist, dass ich einen Fehler beging."

Am Klo fand die Übergabe statt

Später kehrte er noch einmal in die DDR zurück - für den britischen Geheimdienst sollte er als Tourist einreisen und auf dem Rückweg ein Päckchen mitbringen. Auf einer Museumstoilette in Dresden seien die Bündel schließlich ausgetauscht worden, schrieb Forsyth.

"Ich möchte den sehen, der nicht in so einem Moment den kleinen Wurm der Beklemmung in der Magengrube spürt. Ist der Freund der richtige Freund, oder wurde der echte Agent in der Woche zuvor hochgenommen und in den Verhörkellern gezwungen, alle Orte und vereinbarten Codes für das kommende 'Treffen' auszuplaudern?" Auf dem Rückweg wurde sein Wagen kontrolliert - es hätte schiefgehen können. Letztlich schaffte Forsyth es nach eigenen Angaben, die Unterlagen in den Westen zu bringen.

In Nigeria sah er hungernde Kinder

Ein weiteres wichtiges Kapitel in seinem Leben: die Zeit als Korrespondent in Nigeria. Er berichtete über den Biafra-Krieg und kritisierte seinen damaligen Arbeitgeber BBC für dessen Arbeitsweise in dem Konflikt. Die Szenen in seiner Autobiografie, in denen er hungernde Kinder vor seinem Fenster schildert, bleiben lange im Gedächtnis.

Ein Leben mit viel Glück

Die Zeitung Telegraph fragte Forsyth einmal, was sein jüngeres Ich wohl aus seinem Leben gemacht hätte. "Es gab Zeiten, in denen es aussah, als würde ich das Frühstück am nächsten Morgen nicht mehr erleben", antwortete Forsyth. Aber er habe viel Glück gehabt im Leben - etwa mit seiner Aufnahme bei der Royal Air Force, seiner Arbeit als Korrespondent in Biafra, Paris und Ostberlin. Und er habe Glück gehabt, sagte er, vieles davon in Bücher zu verwandeln.

Kommentare