KTM gerettet: Erleichterung groß
Die Pleite war ein Erdbeben der höheren Stärke. Denn KTM ist ein österreichischer Leitbetrieb von Weltformat. Entsprechend groß war gestern die Erleichterung, dass ein Konkurs, also das Aus, abgewendet werden kann. Davon hängen schließlich Tausende Jobs ab. Und jede Menge Zulieferer.
Die Geldspritze zur Fortführung des Unternehmens dürfte wenig überraschend vom indischen Teileigentümer Bajaj kommen. Das ist erfreulich. Weil die Inder offenbar das Know-how und die Strahlkraft des Unternehmens schätzen.
Allerdings könnte hier auch eine schlechte Nachricht schlummern. Denn Bajaj wird für seine Hilfe eine Gegenleistung fordern. Etwa die Führung über das Unternehmen. Das wäre noch kein Hals- und Beinbruch. Aber künftig könnten große Teile der Produktion nach Indien verlagert werden (was in kleinerem Umfang ja jetzt schon der Fall ist).
Sieht man von den Fehlern der alten Führung ab, zeigt der Fall KTM einmal mehr das Dilemma des Industriestandortes Österreich. Die Produktionskosten sind einfach zu hoch. Das ist kein plötzliches Ereignis, sondern zeichnet sich ja schon über Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte ab. Der Industriestandort Österreich bröckelt. Dazu passt gut die Meldung dieser Tage, dass unser Land beim Wirtschaftswachstum auch heuer wieder auf dem letzten Platz in der EU rangieren wird.
Ist die Industrie aber in Gefahr, bedeutet das für den kompletten Standort Alarmstufe rot. Die Industrie ist schließlich der Kernreaktor unserer Volkswirtschaft. Sie sorgt primär für die hohe Exportquote. Laut Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer werden sechs von zehn Euro im Ausland verdient. Das Problem ist, dass der Zug der Zeit nicht aufzuhalten ist.
Nicht nur Österreich, sondern halb Europa lagert seine Produktion seit vielen Jahren aus. Im besten Fall in die angrenzenden CEE-Länder oder eben nach Ost- bzw. Südostasien. China ist bekanntlich der große Gewinner dieser Wirtschaftspolitik.
Am Ende wird sich der Standort Österreich also neu erfinden müssen. Das bedingt schon der hohe soziale Standard. Der ist mit einer schwindenden Industrie nicht haltbar. Die Crux bei der Neuorientierung des Standortes ist nur die, dass es die eine Lösung nicht gibt. Es bräuchte einen umfassenden Reformmix. Die Frage ist jedoch, ob sich politisch jemand dafür zuständig fühlt.
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