Alle Augen auf Trump: G7-Gipfel in Kanada

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Beim letzten G7-Gipfel in Kanada stritt Trump sich mit Merkel und Trudeau. Auch diesmal ist das Konfliktpotenzial hoch.

Als die Gruppe der Sieben (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA) 2018 das letzte Mal in Kanada zusammenkam, entstand ein symbolträchtiges Bild: Die damalige deutsche Kanzlerin Angela Merkel, vorgebeugt und die Hände auf den Tisch gestützt, ihre Miene ernst und der Blick eindringlich – gerichtet auf US-Präsident Donald Trump, während seiner ersten Amtszeit. Der beleidigt wirkende Republikaner hat die Arme verschränkt, schaut die Konservative nicht an, sondern starr an ihr vorbei. Um die beiden herum haben sich weitere besorgt aussehende Staats- und Regierungschefs versammelt.

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Merkel und Trump 2018 in Kanada

Die Kanzlerin und der Präsident waren sich neben zahlreichen weiteren Differenzen uneinig darüber, ob das 2014 ausgeschlossene Russland an Treffen der G7 (bzw. früher G8) wieder teilnehmen dürfen soll oder nicht. Später reiste Trump vorzeitig ab. Die Erklärung der jährlich stattfindenden Konferenz unterstützte er nicht. Auch mit dem damaligen und erst kürzlich zurückgetretenen kanadischen Regierungschef Justin Trudeau hatte er sich heftig gestritten, vor allem über Zölle.

Das Foto, veröffentlicht von der deutschen Regierung, stand für die Unruhe, die Trumps Politik schon damals in der Welt auslöste – und die Verärgerung sowie Irritation anderer westlicher Staaten darüber.

Sieben Jahre und eine Wiederwahl Trumps später tagen die führenden demokratischen Industrieländer seit diesem Montag wieder in Kanada – jenem Land, das Trump sich nun als 51. US-Bundesstaat wünscht. Auch aufgrund von dessen aggressiver Zollpolitik ist das Verhältnis Ottawas zum Nachbarn äußerst angespannt, pflegt man doch eigentlich sehr enge wirtschaftliche Beziehungen. 

"Als würden wir einen Roten Teppich für Godzilla vorbereiten"

Obwohl der neue kanadische Premier Mark Carney und der US-Präsident sich bei einem Treffen in Washington im Mai eher freundlich gaben, wird beim G7-Treffen in diesen Tagen ganz genau beobachtet, wie die zwei Politiker miteinander umgehen. Schon im Oval Office betonte Carney einmal mehr: „Kanada steht nicht zum Verkauf“. „Sag niemals nie“, antwortete Trump.

„Es ist, als würden wir einen Roten Teppich für Godzilla vorbereiten“, zitieren die Financial Times einen anonymisierten kanadischen Regierungsmitarbeiter. In Calgary, der Hauptstadt der Provinz Alberta, in der das Treffen stattfindet, kam es schon am Sonntag zu ersten Anti-Trump-Protesten. Für Montag war ein bilaterales Meeting zwischen Trump und Carney geplant.

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Protest in Calgary am Sonntag

Der US-Präsident will in Kanada zudem einen Amtskollegen treffen, zu dem die Beziehungen ebenfalls äußerst schwierig sind: Den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij, mit dem er im Februar medienwirksam im Weißen Haus zusammengekracht ist. Auch er wird ab Dienstag in den Rocky Mountains erwartet, genauso wie ungewöhnlich viele andere Nicht-G7-Staats- und Regierungschefs: aus Indien, Brasilien, Mexiko, Australien und Südkorea. NATO-Chef Mark Rutte nimmt ebenfalls teil.

Streitpunkt mit Trump könnte auch diesmal wieder Russland sein: Besonders die Europäer wollen, dass die USA sich wieder klarer auf die Seite der Ukraine stellen. Ganz oben auf die Agenda ist zudem der kürzlich eskalierte Konflikt zwischen Israel und dem Iran gerückt. Am Montag sollte es vor allem um globale Wirtschaftsthemen gehen. 

Zu große Hoffnungen, mit Trump gemeinsame Nenner zu finden, machte man sich offenbar schon vorab nicht: Es dürfte – wieder – keine gemeinsame Abschlusserklärung geben. 

Einen Eklat wie jenen zwischen Merkel und Trump dürfte der neue deutsche Kanzler Friedrich Merz wohl dringlichst zu vermeiden versuchen. Nach seinem ersten Besuch im Weißen Haus Anfang Juni mahnte er jedenfalls, man solle damit aufhören, „mit erhobenem Zeigefinger und gerümpfter Nase über Donald Trump zu reden."

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