Der Literat unter den Motorjournalisten: Herbert Völker ist tot

- Herbert Völker, langjähriger Chefredakteur der 'Autorevue', bekannt für seine literarisch hochwertigen Artikel, ist mit 81 Jahren verstorben.
- Völker galt als Experte im Rallyesport und pflegte eine enge Freundschaft mit dem berühmten Fahrer Walter Röhrl.
- Neben seiner Tätigkeit als Motorjournalist schrieb er zahlreiche Bücher und leitete das Diners Club Magazin in den 80er-Jahren.
Wäre Herbert Völker nicht Motorjournalist geworden, hätte er auch als Schriftsteller reüssiert. Seine Artikel waren besser geschrieben als so manche Texte beim Wettlesen um den Bachmann-Preis. Sie waren nicht nur fachkundig, sondern auch sehr bildhaft – und unterhaltsam obendrein.
Sein Spezialgebiet war der Rallyesport, sein Favorit war Walter Röhrl, der heute noch als einer der besten Autofahrer der Welt gilt. Vor drei Jahren, anlässlich von Röhrls 75. Geburtstag, beschrieb Völker einmal das Ritual, das die beiden nach den Nachtetappen der Monte-Carlo-Rallye entwickelt hatten: „Ich wartete im Beach Plaza auf ihn, wir gingen auf sein Zimmer, er hockte da noch im Overall, ich lockte ihm die G’schichte raus, quasi Direktübertragung aus der letzten Nacht, und dann durfte er endlich duschen, sich fein ankleiden und direkt zur Siegerehrung zum Fürstenpalast fahren, jeweils im mittlerweile gewaschenen Auto.“ Was Röhl ihm ins Mikro sprach, hörte sich zum Beispiel so an: „Mitten in der Nacht, nach viertausend Kilometern Rallye, stech‘ ich irgendwo in einen Tunnel rein und dreh ihn aus und denk, ha, das ist ein Sound, ha!, so blöd bin ich noch, und dann bin ich noch begeistert, wenn’s unter dem Motor das Feuer raushaut, dass alles ganz hell wird. Ein normaler Mensch muss wahnsinnig werden.“
Reportagen aus dem Grenzbereich
Der am 30. September 1943 geborene Wiener begann in der Sportredaktion der Tageszeitung Neues Österreich und wurde bereits im zarten Alter von 23 Jahren Chefredakteur des Magazins Autorevue, das sich unter seiner mehr als 30-jährigen Leitung als eine Art hochmotorisierte Literaturzeitschrift verstand. Schnöde Fahrberichte oder Vergleichstests waren eher Beiwerk zu den Reportagen und Essays aus dem Grenzbereich. In den 80er-Jahren war Völker auch Chef des wegen seiner exquisiten Texte damals legendären Diners Club Magazins, dessen Ausgaben manchmal mehrere 100 Seiten dick waren.
Völker, der auch Mitbesitzer des Szenelokals Gutruf in der Wiener Innenstadt war, schrieb zahlreiche Bücher, vor allem über den Rallyesport und Niki Lauda. Mit dem dreifachen Formel-1-Weltmeister, der in seinem ganzen Leben kein Buch gelesen hatte, verband ihn eine fast 50 Jahre lange Freundschaft. Mit ihm und über ihn entstanden im Lauf der Zeit sechs Bücher, das letzte erst im Herbst vergangenen Jahres ("Niki", Ecowing Verlag).
Am Sonntagabend ist Herbert Völker, der Literat unter den Motorjournalisten, 81-jährig in Wien gestorben.
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