Die interessierten Leser werden sich noch an den Begriff der „Paternoster-Nation“ erinnern. Wie einer dieser alten Lifte ging es mit Österreich ständig auf und ab zwischen den Weltmeisterschaften der höchsten Kategorie und der Division I.
Doch in den letzten Jahren ging es für das österreichische Herrenteam nicht mehr bergab, sondern eher kontinuierlich nach oben. Nach dem 5:2 gegen Frankreich sicherte sich Österreich bei der WM 2025 den Klassenerhalt mit der ersten realistischen Chance und kann auch noch drauflegen. Wenn am Sonntag (16.20, ORF) Aufsteiger Slowenien besiegt wird, dann hat Österreich im letzten Vorrundenspiel gegen Lettland sogar noch eine Chance auf das Viertelfinale.
Doch wie kam es zu diesem Aufstieg zu einer stabilen A-Nation?
Die Karriereenden von Thomas Vanek, Michael Grabner, Thomas Pöck und Kollegen ließen Österreichs Eishockey nicht in ein Loch fallen. Ein 21-jähriger Marco Kasper von den Detroit Red Wings ist einer der Top-Spieler des ganzen Turniers und trotz seines jungen Alters schon ein echter Führungsspieler. Vinzenz Rohrer ist erst 20 Jahre alt, aber zweifacher Schweizer Meister (ZSC Lions), Sieger der Champions Hockey League und unermüdlicher Rackerer. Beim 5:2-Erfolg gegen Frankreich war der Vorarlberger bis in die Schlusssekunden ein Unruheherd.
Roger Bader kam 2014 unter dem damaligen Sportchef Alpo Suhonen als Ausbildungsleiter nach Österreich. 2016 nach dem gescheiterten Aufstieg bei der B-WM übernahm er das Nationalteam, stieg 2017 auf und schaffte seither mit seinem Team bei sechs A-Weltmeisterschaften fünfmal den Klassenerhalt. In dieser Zeit führte er mehrere Generationenwechsel durch und scheute sich nicht, junge Spieler gegen Top-Nationen einzusetzen, die bei ihren Klubs nur wenig spielten. Da der 60-jährige Schweizer 2024 und 2025 den Klassenerhalt schaffte, verlängert sich sein Vertrag automatisch bis zu seiner Heim-WM 2026 in der Schweiz. Erst in seiner Ära schaffte es Österreich, Top-Gegner in der Vorbereitung zu bekommen, was das Niveau merklich steigen ließ. Bader hat viel vom erfolgreichen Weg der Schweizer übernommen.
Österreichs Scorer Marco Kasper 4 Tore/1 Assist Peter Schneider 2/2 Vinzenz Rohrer 2/2 Bernd Wolf 1/1 Ramon Schnetzer 1/1 Benjamin Baumgartner 1/1 Thomas Raffl 0/1 Lukas Haudum 0/1
Die Goalies David Kickert 91,25% Atte Tolvanen 92,96 Florian Vorauer 90,38
12,77 Prozent der Schüsse der Österreicher landeten im Tor. Das ist Top-5 in der Scoring-Effizienz aller 16 Mannschaften.
Oft haderten die Österreicher mit leichten Gegentoren in wichtigen Partien. Heuer liefern die Torhüter überdurchschnittlich ab. Derzeit liegen Atte Tolvanen (1 Spiel), David Kickert (3) und Florian Vorauer (1) mit 90,86 Prozent auf Rang 7 dieser WM – und das nach den Partien gegen die Top-4 in der Gruppe. Um die Tormänner muss sich Österreich in den nächsten Jahren keine Sorgen machen.
„Wir haben aus den letzten Jahren gelernt“, sagt Verteidiger Dominique Heinrich bei seiner siebenten A-WM. Früher hätte das Team gerne schöne Spielzüge gemacht. „Wir haben Jahre gebraucht, um zu kapieren, dass wir einfach spielen müssen.“ Also schnell und ohne Risiko nach vorne. Außerdem wird in der Defensive härter gearbeitet. Die Österreicher sind wachsamer geworden, kontrollieren merklich konsequenter auch die Schläger der Gegner.
16 Spieler im Kader der Österreicher kommen von den Klubs der ICE Hockey League. Die Erfolge des Teams können also auch auf die Arbeit der Mannschaften in der Liga zurückgeführt werden. Einzig die Integration von jungen Talenten in die Profimannschaften könnte noch flüssiger werden.
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