Opernstar Linda Watson über ihr Leben und Schützling JJ

Linda Watson
Die gefeierte Star-Sopranistin spricht über ihr Opernleben und ihren Gesangsschüler JJ - mit klaren Worten zum Israel-Sager.

Wenn man an die Brünnhilde denkt, dann kommt einem sofort Linda Watson in den Sinn – die Star-Sopranistin, eine absolute Wagner- und Strauss-Spezialistin, hat auf allen renommierten Opernbühnen dieser Welt gesungen. 

Dabei hat die gebürtige Kalifornierin lange mit diesem Weg gehadert. Mit Musik ist sie zwar aufgewachsen – ihre Mutter war Chordirigentin, ihr Großvater Cellist –, sie hat 17 Jahre Klavier studiert, im Chor gesungen und am Konservatorium in Kalifornien studiert, „aber ich war unsicher und glaubte nicht an mein Talent“, erzählt sie in der KURIER TV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“ (jeweils Sonntags um 18:30 Uhr).

Musikstipendium in Wien

Ihr Großvater glaubte dran und bewarb sie für ein Rotary-Club-Stipendium, welches sie 1983 nach Wien brachte. „Ich dachte, es wäre das Ende meines Lebens. Ich war verlobt und hatte einen Job – und hab alles aufgegeben und bin nach Wien gegangen. Dann habe ich am Konservatorium studiert, der heutigen MUK, wo ich jetzt Professorin bin. So schließt sich der Kreis.“

Die ganze Sendung:

Herrlich ehrlich: Linda Watson

Watson wurde nicht nur für einen Grammy nominiert, sondern hält auch einen Weltrekord – nämlich für die längste Opernvorstellung. Neun Stunden am Stück, alle drei Brünnhilde-Partien, und das an einem Tag. 

„Vorsichtig, macht das nicht zu Hause nach! Übel, übel, übel. Es war superanstrengend. Man überlebt es fast nicht. Ich hab’s überlebt, es war sehr erfolgreich, aber ich hab’s zweimal gemacht und das war’s“, erzählt sie schmunzelnd.

Ihre gute Technik habe ihr das überhaupt erst möglich gemacht. Genau die will sie auch ihren Schülerinnen und Schülern an der MUK mitgeben, damit sie auch noch mit 60 auf der Bühne stehen können.

Linda Watson

Lisa Trompisch im "Herrlich ehrlich"-Gespräch mit Linda Watson

„Ich habe angefangen, zu unterrichten, weil ich gesehen habe, wie meine älteren Kollegen sich vom Bühnenleben verabschiedet haben und in ein Loch gefallen sind. Wirklich tragisch teilweise und traurig. Und ich dachte mir, was kann ich machen, um das zu vermeiden?“ Das Unterrichten sei für sie sehr erfüllend.

Die Opernwelt habe sich auch sehr verändert. „Die Musik ist dieselbe, aber mit den Regisseuren ist es nicht sehr einfach.“ Die modernen Regiearbeiten würden oft die klare Erzählung und emotionale Tiefe der Opern zerstören. Die Inszenierungen würden nur dann funktionieren, wenn sie den Inhalt glaubwürdig transportieren. „Das kann nicht halten, wenn die Intimität auf der Bühne nicht zur Geltung kommt.“

An Glücksbringer jeglicher Art glaubt die Sopranistin nicht, ihre Rituale vor Auftritten hat sie aber durchaus. „Schlafen, viel Wasser und gut essen. Mein Mann (der ehemalige Philharmoniker Hans Peter Ochsenhofer, Anm.) fragt mich immer: Ist es eine One-, Two- or Three-Banana-Show? Bananen beruhigen den Magen, die sind perfekt. Und die Götterdämmerung ist eine Three-Banana-Show.“

Einen Tag vor der Vorstellung, direkt am Tag und einen Tag danach heißt es Stimme schonen, sie spricht dann so gut wie gar nicht. 

„Wenn wir den Ring spielen, dann singe ich jeden zweiten Tag eine Wagner-Oper. Ich habe Nerven aus Stahl, aber wenn die Stimme nicht da ist, kann ich nicht singen. Das war der schlimmste Teil meiner Karriere, diese Disziplin. Alle anderen machen Party zusammen und du musst nach Hause gehen.“

Gesangslehrerin von JJ

Watson ist auch die Gesangslehrerin von Song-Contest-Gewinner JJ und freut sich sehr über seinen Sieg. „Er hat damit gerechnet, das weiß ich. Er hatte ein Ziel, einen Traum, eine Vision. Er ist so positiv.“ Sie stellt auch klar, dass er kein Countertenor, sondern Sopranist ist. „Er hat eine ganz hohe Stimme, wie Mariah Carey“, sagt Watson.

69th Eurovision Song Contest winner JJ meets Austrian Chancellor Stocker

Song Contest Sieger JJ

„Es ist egal, ob man ein Countertenor oder ein Sopranist ist, man muss die Mittellage und die Tiefenlage der Stimme auch einheitlich bearbeiten und das machen wir mit ihm. Und ich habe ihm vor einem Jahr gesagt: Egal ob du Pop singst oder klassisch, die Arbeit ist dieselbe.“ 

Jetzt müsse er aber seinen eigenen Weg finden, wie es mit ihm weitergeht – mit „ein bisschen Rat in den verschiedensten Dingen“.

Kein Platz für Politik

JJs Äußerung, Israel solle nicht am Song Contest 2026 teilnehmen, sieht sie kritisch. „Jeder kann seine Meinung bilden und soll das machen, aber sich dazu äußern als Musiker, nein! In unserer Musikwelt gibt es keinen Platz für Politik.“

Zur aktuellen politischen Lage in ihrer Heimat USA hat sie aber eine klare Meinung. „Absolut schrecklich. Absolut gefährlich!“

Noch ist Zeit, aber Watson denkt schon auch an ihren Bühnenabschied. „Ich möchte gerne glücklich in Pension gehen. Oh mein Gott, ich habe eine super Karriere gehabt und bin so dankbar.“ 

Derzeit bereitet sie aber wieder eine neue Partie vor. „Ich habe Elektra 20 Jahre lang gesungen, jetzt singe ich Klytaimnestra, die böse Königinmutter.“ 

Was bis dato ihre größte Herausforderung war, warum sie trotz einer Weltkarriere auch immer wieder mit Selbstzweifeln kämpft und warum sie glaubt, dass Crossover-Musik nicht funktioniert, sehen Sie im Video oben.

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