Und ob der Aufsichtsrat, der in dieser Frage nix zu entscheiden hat, damit denn auch einverstanden sei.
Vorsitzender des Gremiums ist Christian Kircher, der Chef der Bundestheater-Holding kommt aus dem Wien-Museum und gilt als SPÖ-nahe. Wie man hört, soll es im Aufsichtsrat mit ihm heftige Diskussionen über die Vorgangsweise gegeben haben.
Kommende Woche dürfte Babler die Verlängerung offiziell bekannt geben. Der Vertrag war diese Woche allerdings, hört man aus der Holding, immer noch nicht unterschrieben.
Diese Bestellung läuft alles andere als professionell ab. Eine Personalentscheidung für das Topmanagement eines Großunternehmens wie die Staatsoper mit 1000 Mitarbeitern und einem Budget von rund 150 Millionen Euro derart lange hinauszuzögern und nichts zu kommunizieren, ist schon bemerkenswert. Da hat wohl die Parteipolitik mitgespielt.
Börsenotierte Unternehmen beispielsweise setzen Vorstandsbesetzungen mindestens ein Jahr im Vorhinein auf. ÖVP-Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer bedankte sich bei OMV-Chef Alfred Stern, dass er jetzt, mehr als ein Jahr vor Vertragsablauf, bekannt gab, nicht mehr zu verlängern und somit die Suche nach einem Nachfolger wesentlich erleichtere.
Aber die Staatsoper unterliegt anderen Gesetzen.
Kogler entschied nicht
Erst am 21. Dezember ließ der damalige grüne Kulturminister Werner Kogler den Posten ausschreiben, entschied aber nicht mehr. Bohuslav war 2020 gemeinsam mit dem künstlerischen Geschäftsführer Bogdan Roscic angetreten und bewarb sich wieder. Die ehemalige Kultur- und Veranstaltungsmanagerin war einige Jahre ÖVP-Landesrätin in NÖ. Roscic ist längst bis 2030 verlängert.
In der Oper liefert die ehemalige Politikerin eine wirtschaftlich erfolgreiche Performance. Das Duo Roscic/Bohuslav legte 2023/24 eine Rekordsaison hin und ist zuversichtlich, dieses Ergebnis toppen zu können.
Wenig überraschend, dass Bohuslav beim Hearing vor der Bestell-Kommission im Februar 2025 am besten abschnitt, meint man in dieser Runde.
Kircher aber brachte seine Favoritin ins Rennen. Die SPÖ-nahe Pharma-Managerin sitzt seit 2023 unter ihm im Aufsichtsrat der Volksoper. Sie lieferte zwar eine gute Präsentation, hat aber kein Know-how in der Führung eines Opernbetriebes.
Bohuslav kann als einzige mit einem besonderen Asset punkten. Sie arbeitet gut mit Roscic zusammen. Was eine ziemliche Herausforderung ist. Der Operndirektor ist künstlerisch unumstritten, gilt aber im Umgang mit Mitarbeitern und mit seinem Managementstil als äußerst schwierig, wie man aus Belegschaftskreisen hört. Zufall? Im Gegensatz zur Erstbestellung hatte Roscic in der Kommission diesmal kein Mitsprache-, sondern nur ein Anhörungsrecht.
Unter der neuen Regierung hieß es für die Oper „bitte warten“. Was für einige Verunsicherung in der Belegschaft sorgt.
Holding-Aufsichtsratschef ist übrigens der pensionierte rote Karriere-Beamte Manfred Matzka. Er nannte in einem News-Interview die Ernennung von Bohuslav unter der Kurz-Regierung als Beispiel für Postenschacher.
Bei einem weiteren Unternehmen der Bundestheater, der Servicegesellschaft ARTforART, spielt sich zeitgleich ein ähnliches Theater ab. Babler dürfte erst nächste Woche auch die Verlängerung von Geschäftsführerin Petra Höfinger bekannt geben.
Treichl: „Gesetz ändern“
Einer, der für eine Änderung dieser Entscheidungsstrukturen plädiert, ist Andreas Treichl.
Der ehemalige Erste-Spitzenbanker, Aufsichtsratschef der Erste Stiftung, ist Vize-Aufsichtsratsvorsitzender des Opernhauses. Und gewohnt, klar seine Meinung zu sagen. „Wozu habe ich einen Aufsichtsrat, dem ich zwar zutraue, seinen Job zu machen, aber dem ich nicht die Besetzung der Geschäftsführung zutraue“, sagt Treichl gegenüber dem KURIER. Die Bestellung sei eine wesentliche Aufgabe des Aufsichtsrates, „das ist in der Staatsoper aber nicht so“ und hinterfragt: „Ist es wirklich die Aufgabe eines Ministers, die Geschäftsführung der Staatsoper selbst zu besetzen?“
Schon klar, meint der ehemalige Top-Banker, die Politik habe angesichts der öffentlichen Zuschüsse einen berechtigten Einfluss, „wer das Gold hat, bestimmt“. Aber der Prozess müsse umgekehrt ablaufen: „Der Aufsichtsrat entscheidet und die Politik als Eigentümervertreter hat das Recht, das zu besprechen“.
Treichl kritisiert außerdem „die übertriebene Governance, jede Wiederbestellung auszuschreiben“. Seien alle mit einem Management zufrieden, „sollte man verlängern. Wenn man in der Privatwirtschaft mit einem Vorstand zufrieden ist, muss man ja auch nicht alle paar Jahre ausschreiben“. In beiden Fällen wäre eine Änderung des Bundestheaterorganisationsgesetzes notwendig, argumentiert Treichl.
Kircher beruft sich auf Babler und sieht sich in keiner Verantwortung. „Das ist eine Entscheidung des Ministers“. Mehr will er dazu nicht sagen. Aufgabe des Holding-Chefs wäre freilich auch, sich rechtzeitig um ein funktionierendes Top-Management zu kümmern.
Für Oper, Burg und Volksoper gelten andere Gesetze
Für die Bundestheater gilt ein eigenes Gesetz. Die Holding spannt sich über die drei wesentlichen Bühnengesellschaften Staatsoper, Volksoper, Burgtheater und ARTforART. Letztere fungiert als Servicegesellschaft für die drei großen Häuser und ist mit 350 Mitarbeitern und knapp 59 Umsatzmillionen auch nicht gerade ein KMU.
Die Holding ist ein kleiner Konzern mit knapp 2500 Mitarbeitern und Karten-Einnahmen von rund 62 Millionen Euro (Saison 2023/24).
Alle Töchter und die Holding sind zwar als GmbH organisiert, doch sie unterliegen dem Bundestheaterorganisationsgesetz. Dieses unterscheidet in etlichen Punkten zu Kapitalgesellschaften.
So sind die Holding-Geschäftsführer nach Anhörung des Aufsichtsrates vom Bundeskanzler zu bestellen. Auch die Bestellung der Geschäftsführer der vier Tochterunternehmen erfolgt durch den Bundeskanzler. Dieser kann die Ernennung an den Kulturminister delegieren. Die Holding-Geschäftsführung und die Aufsichtsräte der Häuser haben nur das Recht auf Anhörung.
Damit ist der Weg für parteipolitische Postenbesetzungen geebnet, so man will. Diese Vorgangsweise ist wesentlich einfacher, als einen Parteikandidaten erst durch einen Aufsichtsrat zu schleusen.
Der Holding-Chef hat auch den Vorsitz bei den Töchtern. In deren Aufsichtsräte entsendet die Holding ein Mitglied, drei Vertreter der Bundeskanzler und einen das Finanzministerium.
andrea.hodoschek@kurier.at
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