So wandern Wale: Neue WWF-Karten zeigen Routen der Meeressäuger

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Rechtzeitig zum Beginn der UN-Ozeankonferenz in Nizza zeigt der WWF Wal-Wanderrouten. Die digitale Plattform ist interaktiv.

Ein Klick auf den Bildschirm und die Spuren der Wale wirken wie bunte Fäden, die sich um den Globus schlängeln. Bei Hawaii ziehen die Buckelwale ihre Bahnen. Im Mittelmeer hinterlassen Finnwale ihre Spuren, Pottwale im Atlantik. Der WWF hat vor wenigen Tagen eine neue Online-Plattform „Blue Corridors“ veröffentlicht, auf der die Wanderrouten von Walen visualisiert sind - nicht in Echtzeit, aber sehr detailliert. 

Die Wanderungen der Wale sind in verschiedenen Farben auf einer Weltkarte visualisiert

Die Visualisierung ist online abrufbar. 

Tausende Datensätze sind in die Karten eingeflossen. 50 Projektpartner haben an der Plattform mitgewirkt.  

Den Kurs ändern

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung kommt nicht von ungefähr.  Heute, am 8. Juni, ist der Weltozeantag und morgen beginnt die UNO-Ozeankonferenz in Nizza. Um die Weltmeere steht es schlecht. Sie sind „in einer Notlage“, warnt Li Junhua von der UN-Abteilung für Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten. 

Eines der Probleme: Das Wasser wird wärmer. Im Mittelmeer sind noch immer die Auswirkungen der vergangenen heißen Sommer zu messen. In den Gewässern vor Nizza zeigte das Thermometer 2023 die Höchsttemperatur von 28,9 Grad.  Die Meere werden aber auch zunehmend verschmutzt. Doch noch sei Zeit, „den Kurs zu ändern“, stellt Li Junhua fest. 

Highways für Wale

Dafür gibt es auch die WWF-Plattform. Seit Jahren tritt die Umweltschutzorganisation für die sogenannten „Blauen Korridore“ ein. Das sind Highways für Wale.  Der Schiffsverkehr solle sich an die saisonalen Wanderungen anpassen, so die WWF-Forderung, die auch auf der Konferenz in Nizza Thema sein wird. Denn: „Die Wanderung der Wale gleicht derzeit einem Hindernisparcours“, sagt Simone Niedermüller, WWF-Meeresexpertin. Kollisionen mit Schiffen, industrielle Fischerei und Geisternetze gefährden die Säuger. Die Wanderung aber sorge für eine Durchmischung und Versorgung der Ozeane mit wichtigen Nährstoffen. 

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Meere spielen eine erhebliche Rolle mit Blick auf die Erderwärmung, da sie große Mengen an Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre aufnehmen. Dadurch verändert sich allerdings die chemische Zusammensetzung des Meerwassers, es wird saurer. Korallen, Austern, Seeigel und viele andere Lebewesen leiden darunter.

Costa Ricas Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Maritza Chan Valverde, zeigte sich jedenfalls im Vorfeld hoffnungsvoll, bei der Konferenz finanzielle Zusagen in Höhe von 100 Milliarden Dollar (rund 88 Milliarden Euro) für den Meeresschutz zu erreichen.

Die EU verkündete vergangenen Donnerstag einen „Ozeanpakt“. Ziel der Initiative ist es auch, verstärkt gegen illegale Fischerei vorzugehen und die Forschung zu fördern. Die Maßnahmen sollen jedoch  - auch das wurde betont -  nicht zulasten der sogenannten blauen Wirtschaft gehen. 

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