Golf und Politik: Merz-Trump-Treffen mit ungewöhnlichen Gastgeschenken

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Der deutsche Bundeskanzler hat am Donnerstag den US-Präsidenten im Weißen Haus getroffen. Die Auswahl der Gastgeschenke war dabei ungewöhnlich.

Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz hat US-Präsident Donald Trump nicht nur eine Kopie der Geburtsurkunde seines Großvaters als Gastgeschenk nach Washington mitgebracht, sondern auch einen Golfschläger mit eingravierten Flaggen Deutschlands und der USA. 

Das Bundespresseamt verbreitete ein Foto davon, auf dem zu sehen ist, wie Trump den Schläger sofort vor seinem Schreibtisch im Oval Office des Weißen Hauses ausprobiert.

Es ist ein Putter, der für das Einlochen verwendet wird. Trump ist leidenschaftlicher Golfer und hat zum Beispiel schon mit dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb auf seinem Anwesen in Florida eine Runde gespielt. Seitdem haben die beiden einen besonders engen Draht zueinander. Auch Kanzler Merz spielt gelegentlich Golf.

Trump revanchierte sich beim deutschen Kanzler mit einer Fliegerjacke und einer Kopie des Patents auf die "Flying Machine" der Brüder Wilbur und Orville Wright von 1903. Es handelt sich um einen Entwurf der beiden Luftfahrtpioniere für ein Flugzeug, das später mit Motor ausgerüstet werden sollte. Merz hat selbst einen Pilotenschein.

Trump zu Gastgeschenk: "Das ist wunderschön"

Im Oval Office des Weißen Hauses hatte der Kanzler am Donnerstag zunächst nur eine in Gold gerahmte Kopie einer historischen Geburtsurkunde von Trumps Großvater Friedrich als Geschenk präsentiert, der 1869 in Kallstadt in der Pfalz auf die Welt kam und später in die USA auswanderte. "Das ist wunderschön", entgegnete Trump. "Wir werden das aufhängen."

Einladung angenommen: Trump will Deutschland besuchen

Trump hat nach Worten von Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz eine von ihm ausgesprochene Einladung zu einem Besuch in Deutschland angenommen. "Die Teams werden nach einem Termin suchen", sagte Merz nach dem Gespräch mit Trump im Weißen Haus in Washington in einem ARD-"Brennpunkt". Weiters betonte Merz: "Wir haben heute ein Fundament gelegt für sehr gute persönliche, aber auch politisch zielführende Gespräche."

Er reise nach Deutschland zurück "mit dem Gefühl, dass ich mit dem amerikanischen Präsidenten jemanden gewonnen habe, mit dem ich auf einer sehr persönlichen Ebene gut sprechen kann". Es gebe viele Gemeinsamkeiten zwischen ihm und Trump, auch in der Karriere, die beide gemacht hätten zwischen Politik und Wirtschaft, sagte Merz. "Das bringt ja auch ein bisschen zusammen."

Außerdem versprach Trump: "Wir werden eine großartige Beziehung zu Ihrem Land haben." Trump gab sich bei der Begegnung betont freundlich, machte Merz Komplimente für sein gutes Englisch und klammerte mögliche strittige Themen weitgehend aus. Bei den wichtigen Themen des Treffens - etwa Ukraine und Verteidigungsausgaben - schlug er versöhnliche Töne an.

Der Kanzler habe "eine tolle Wahl" gewonnen, sagte der Republikaner. Merz sei "schwierig", scherzte Trump, aber er sei ein großartiger Vertreter Deutschlands. Der sonst angriffslustige US-Präsident, der sich oft mit Provokationen oder abfälligen Kommentaren über sein Gegenüber hervortut, präsentierte sich besonders zahm.

Merz gegen Gleichsetzung des Vorgehens von Kiew mit Moskau

Merz nahm bei dem Gespräch die Ukraine gegen eine Gleichsetzung ihres militärischen Vorgehens mit den Angriffen Russlands in Schutz. Nach Schilderungen von Trump zu schrecklichen Satellitenbildern von Schlachtfeldern sagte Merz im Weißen Haus, dies sei nur auf russische Waffen gegen die Ukraine zurückzuführen. Es sei niemals mit ukrainischen Waffen gegen Russland geschehen.

Merz sagte, die Ukraine ziele nur auf militärische Ziele, nicht auf Zivilisten oder die Energieversorgung. "Das ist der Unterschied." Er betonte: "Wir sind auf der Seite der Ukraine." Man versuche, das Land stärker zu machen, damit der russische Präsident Wladimir Putin den Krieg stoppe.

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Bewährungsprobe für Merz

Für Merz war der Besuch bei Trump zum Start seiner Kanzlerschaft auch eine Bewährungsprobe. Der US-Präsident hat anderen Gästen bei Begegnungen im Oval Office in den vergangenen Monaten heftig zugesetzt. Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde das Aufeinandertreffen dort Ende Februar zu einer tiefen Demütigung vor der Weltöffentlichkeit, die bis heute nachwirkt. Auch den südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa führte Trump bei einem Treffen in seinem Amtszimmer vor und versuchte, mit einem Video seinem Vorwurf eines "Genozids" an weißen Bauern Nachdruck zu verleihen.

Merz kam auch deshalb mit bescheidenen Erwartungen: einander erst mal kennenlernen, ein Gespür dafür bekommen, wie das Gegenüber tickt, und im besten Fall einen Draht aufbauen zum mächtigsten Mann der Welt.

Wie gut kennen sich Trump und Merz schon?

Sie sind sich erst ein Mal vor vielen Jahren flüchtig in New York begegnet. Seit dem Amtsantritt von Merz vor vier Wochen haben sie mehrfach telefoniert - zu zweit und in größerer Runde zum Ukraine-Krieg. Merz hat inzwischen die Handynummer des US-Präsidenten, tauscht sich mit ihm regelmäßig per SMS aus und spricht ihn mit Vornamen an - so heißt es von deutscher Seite.

Über das erste Telefonat zu zweit sprach Merz vor wenigen Tagen beim WDR-Europaforum überraschend offen. "Wenn man mit ihm alleine spricht, das ist halt Small Talk", erzählte er da. "Und wichtig ist immer, dass man nicht so lange redet, sondern dass man kurz redet und ihn auch reden lässt."

Die beiden unterhielten sich demnach unter anderem über den amerikanischen Papst und über die US-Metropole Chicago, für die beide ein Faible haben. Merz kennt die USA sehr gut und hat sogar mal für ein amerikanisches Unternehmen gearbeitet: die Investmentgesellschaft BlackRock. Seine Vergangenheit in der Privatwirtschaft ist etwas, das Merz mit Trump verbindet. Der Republikaner war Immobilienunternehmer, bevor er ins Weiße Haus einzog. Den Konzern, der wegen Betruges ins Visier der Justiz geriet, leiten inzwischen seine erwachsenen Söhne.

Kritische Themen ausgeklammert

Bei der Pressebegegnung im Oval Office waren auch Vizepräsident JD Vance und Außenminister Marco Rubio an der Seite des Präsidenten - jene Regierungsmitglieder also, die zuletzt Deutschland und anderen europäischen Verbündeten die Beschneidung der Meinungsfreiheit und die Ausgrenzung von Parteien wie der AfD vorgeworfen hatten. Merz hatte vor seinem Besuch in Washington klargemacht, dass er die Kritik aus den USA für "übergriffig" hält. Bei dem Treffen im Oval Office kam das heikle Thema nicht zur Sprache.

Merz erschien ohne Dolmetscher im Weißen Haus - eine vertrauensbildende Maßnahme. Der Kanzler hatte sich aber im Voraus von mehreren Staats- und Regierungschefs, die bereits bei Trump waren, Ratschläge geben lassen: etwa von Selenskyj, Ramaphosa, der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni, Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Støre und dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb.

Trump will US-Truppen vorerst in Deutschland stationiert lassen

US-Präsident Donald Trump will die in Deutschland stationierten US-Truppen vorerst im Land belassen. Wenn Deutschland sie haben wolle, sei das "kein Problem", sagte Trump beim Antrittsbesuch von Deutschlands Kanzler Friedrich Merz im Weißen Haus. Zwar sei der Unterhalt der Streitkräfte teuer, weil sie hoch bezahlt seien, aber die Beziehungen zu Deutschland seien wichtig, betonte Trump. Zuletzt hatte es Befürchtungen gegeben, die USA könnten ihre Streitkräfte abziehen.

Trump bezifferte die Zahl der US-Truppen in der Bundesrepublik auf 45.000. Das seien sehr viele Soldaten, betonte er. Das US-Verteidigungsministerium hatte ihre Zahl dagegen zuletzt mit knapp 35.000 angegeben. Größter US-Stützpunkt in Deutschland ist die Luftwaffenbasis Ramstein bei Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz. Weitere US-Stützpunkte sind in Stuttgart, Wiesbaden oder Grafenwöhr in Bayern.

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