Amoklauf in Graz: Täter suchte Klassen bewusst auf + Pläne für Anschlag gefunden

- Ein 21-jähriger Österreicher verübte am Dienstagvormittag einen Amoklauf an einer Grazer Schule
- Am Dienstag gab es 11 Tote, darunter befand sich auch der Schütze. Mehrere Personen wurden teils schwerverletzt, alle Verletzten mittlerweile in stabilem Zustand
- Bei einer Hausdurchsuchung wurden eine Rohrbombe sowie ein Abschiedsvideo gefunden, darüber hinaus Pläne über einen Anschlag
- Eine dreitägige Staatstrauer wurde verhängt, um 10 Uhr gab es eine landesweite Trauerminute, auch der Stephansdom wurde schwarz beflaggt
Nach dem Amoklauf eines 21-Jährigen in seiner ehemaligen Schule in Graz mit zehn Todesopfern (der Täter tötete sich im Anschluss selbst) werden weitere Details zur Tat bekannt.
Nach KURIER-Informationen hat der Täter die beiden Räumlichkeiten während seines Angriffes bewusst aufgesucht. In den jeweiligen Klassenzimmern ist der 21-Jährige zweimal sitzen geblieben, anschließend schmiss er die Schule. Nach Vernehmen der ersten Schüsse wurden die Türen der Klassenräume gemäß Alarmplan verschlossen und verbarrikadiert. Der Täter schoss sich mit seiner Schrotflinte bewusst auf die Türschlösser, um Zugang zu den Räumen zu bekommen. Zu den Opfern hatte der 21-Jährige keinerlei Berührungspunkte, der Hass schien nur gegen die Schule gerichtet gewesen zu sein.
Wie die Landespolizeidirektion am Mittwochnachmittag zudem berichtete, seien am Wohnsitz des Verdächtigen neben einer nicht funktionstüchtigen Rohrbombe auch Pläne für einen Anschlag gefunden worden. Der Anschlag habe sich dabei ebenfalls auf das Gymnasium bezogen, wie es von der Landespolizeidirektion auf APA-Nachfrage hieß. Nach KURIER-Informationen war die Tat lange geplant. Der 21-Jährige hat sich demnach bereits vor Wochen im Internet Baupläne und Anleitungen zum Bau einer Rohrbombe zusammen gesucht, ist aber an der Umsetzung zum Bau der Bombe gescheitert.
Erste Auswertungen der IT-Forensik ergaben, dass der Täter danach im Internet nach "Amokläufe" und Verwendung von Waffen gesucht hat. Die Waffenbesitzkarte hat er im Frühjahr 2025 beantragt, den psychologischen Test hat er positiv bestanden. Danach kaufte er die Faustfeuerwaffe, eine Glock 19.
Bei den jugendlichen Todesopfern handelt es sich um Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 17 Jahren. Auch eine Lehrerin wurde getötet.
Die Verletzten waren laut der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) am Mittwoch jedoch alle stabil. So befinden sich im LKH-Universitätsklinikum insgesamt noch sechs Patientinnen und Patienten. Vier von ihnen sind noch auf der Intensivstation, zwei konnten bereits auf die Normalstation verlegt werden. Eine Person, die am Dienstag noch in kritischem Zustand war, befindet sich nun in stabilem Zustand.
Amoklauf in Graz: Aktuelle Nachrichten zum Geschehen
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Ende der Staatstrauer mit Pummerin-Läuten
Die dreitägige Staatstrauer war am Dienstag in Folge des Amoklaufs in Graz von der Bundesregierung verkündet worden. Sie endete heute Abend mit dem Läuten der Pummerin nach dem Gedenkgottesdienst im Stephansdom. -
"Einer trage des anderen Last"
Zurück zur Messe in den Stephansdom: Bischof Lackner greift die Worte der Lesung, „einer trage des anderen Last“, auf. In der Trauerzeit habe ein Zusammenrücken stattgefunden, stellt er fest und bitte, „im Antlitz des anderen nicht den Feind zu sehen“. Das gelte es, in den Alltag mitzunehmen. Zuhören, gut übereinander reden, teilen, ein Stück des Weges mitgehen: „Das schulden wir einander im Zusammenleben.“ Um diesen Zusammenhalt geht es dann auch bei den Bitten: „Für alles, das Wunden geschlagen hat und einer Heilung bedarf und eine Gesellschaft, in der Gewalt keinen Platz hat.“
Amoklauf in Graz - Gedenkgottesdienst im Wiener Stephansdom
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"Voller Fokus auf die jugendliche Psyche"
"In Ausnahmesituationen, wie nach dem Amoklauf, ist Österreich gut aufgestellt, auch bei der psychologischen Betreuung. Im Alltag hakt es noch," schreibt KURIER-Chronik-Chefin Agnes Preusser in ihrem Leitartikel.
Nachzulesen hier:
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Überkonfessioneller Gedenkgottesdienst
Nach einem Requiem las Ermin Šehić, Erster Imam der Islamischen Religionsgemeinde Wien, aus dem Koran. Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche in Österreich, sprach dann ein Gebet.
Auch der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Ümit Vural, Militärbischof Werner Freistetter, der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl sowie der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin sind anwesend.
© APA/GEORG HOCHMUTH -
Gebete und Anteilnahme
Salzburgs Erzbischof Franz Lackner steht dem Gottesdienst vor. Neben den politischen Spitzen nehmen auch Vertreter und Vertreterinnen der Ökumene und anderer Religionen teil.
Hier im Bild: Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Doris Schmidauer, Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP), Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ), Außenministerien Beate Meinl-Reisinger (NEOS) und NR-Präsident Walter Rosenkranz (FPÖ).
© APA/GEORG HOCHMUTH -
Gedenkgottesdienst im Stephansdom hat begonnen
Der Administrator der Erzdiözese Wien, Josef Grünwidl, spendete die Begrüßungsworte. Zwar ende die Staatstrauer heute nach der einstündigen Messe, "doch die Wunden, die der schreckliche Amoklauf [...] gerissen hat, bleiben", sagte Grünwidl zu Beginn kurz nach 18.00 Uhr.
"Was am Dienstagmorgen in Graz geschehen ist, hat ganz Österreich erschüttert und weit über die Grenzen unseres Landes hinaus Entsetzen und Trauer ausgelöst", so der Administrator der Erzdiözese. Doch Gott sei da, "um in unsere Dunkelheit ein Licht der Hoffnung zu bringen", hieß es. Bundespräsident Alexander Van der Bellen entzündete daraufhin die erste Kerze für die Opfer des Amoklaufs sowie deren Angehörige.
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KURIER-Reporter vor Ort beim Stephansdom
"Ein Mann legt vor Beginn einen Strauß weiße Rosen nieder, "eine für jeden Toten", sagt er, " das ist die Antwort von uns Menschen, wir schießen nicht mit Patronen, wir legen Rosen nieder und halten zusammen."
© Josef Kleinrath / KURIER -
Ab 18 Uhr Messe im Stephansdom
Zum Gottesdienst in Wien lädt die Österreichische Bischofskonferenz in Abstimmung mit der Bundesregierung ein. Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, wird dem überkonfessionellen Gottesdienst vorstehen. Erwartet werden unter anderem Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP), Mitglieder der Bundesregierung und weitere Vertreterinnen und Vertreter der Politik, aber auch der Ökumene und anderer Religionen.
KURIER-Redakteur Josef Kleinrath ist vor Ort im Stephansdom und lässt uns erste Eindrücke zukommen.
© Josef Kleinrath / KURIER -
Designierter US-Botschafter kondoliert im Senat
Der designierte US-Botschafter in Österreich, Arthur Fisher, hat bei seinem ersten Auftritt im US-Kongress an den Amoklauf in Graz erinnert. "Ich möchte dem österreichischen Volk, den Familien und Liebsten der Opfer der tragischen Schießerei in Graz meine Anteilnahme und Liebe ausdrücken", sagte Fisher am Donnerstagvormittag (Ortszeit) in einer Anhörung vor dem außenpolitischen Ausschuss des Senats in Washington.
"Wir schätzen die Führungsstärke von Bundeskanzler Stocker, der sofort zum Tatort gefahren ist", sagte Fisher weiter. Die USA bleibe weiterhin "ein standhafter Partner unserer Freunde in Österreich, wenn es darum geht, jegliche Art von Gewalt zu verurteilen."
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Kirchliche Kondolenzschreiben aus aller Welt
Nach der Amoktat in einer Schule in Graz mit elf Toten treffen weiterhin Kondolenzschreiben aus aller Welt ein. So hat etwa der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, in einem Schreiben an den österreichischen Bischofskonferenz-Vorsitzenden Erzbischof Franz Lackner das Mitgefühl des deutschen Episkopats zum Ausdruck gebracht, wie Kathpress meldet.
Auch der Weltkirchenrat (ÖRK) trauert um die Opfer von Graz, wie ÖRK-Generalsekretär Jerry Pillay in einem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben betonte.
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Regierungserklärung bei Budget-Nationalrat
Nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule wird die Regierung kommenden Montag im Nationalrat eine Erklärung abgeben. Die Beiträge von Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP), Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) samt anschließender Nationalratsdebatte sollen um 9 Uhr angesetzt werden, berichtete die Parlamentskorrespondenz nach der Präsidiale am Donnerstag. Eigentliches Thema ist das Doppelbudget für 2025 und 2026.
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Kritik an zu wenig psychischer Betreuung an Schulen
"Auf jeden Fall zu wenig" psychosoziale Betreuung an heimischen Schulen ortet die Psychotherapeutin Béa Pall, Präsidiumsmitglied im Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP). Die "Finanzierung fehlt", das Interesse der Schulen sei aber da, sagte sie im Gespräch mit der APA. Die vorhandenen Unterstützungsnetze seien von Schule zu Schule sehr unterschiedlich. Neben Schulärzten gebe es an manchen Support-Teams, Jugend-Coaches, Sozialarbeiter, Psychologen und Psychotherapeuten.
Von diesem Personal brauche es "sowohl als auch, weil der Bedarf hoch ist", erläuterte Pall. Psychotherapie könne und sollte in schulischen Kontexten niederschwellig zugänglich sein, wie das Projekt fit4SCHOOL zeige. Psychotherapeutische Beratung in der Schule, Kooperationen mit niedergelassenen Kollegen sowie die Anbindung an ambulante Einrichtungen ermögliche einen frühzeitigen Zugang zur Unterstützung. "Der große Vorteil ist, dass diese Person einmal in der Woche am Standort ist, ein Zimmer zur Verfügung hat und Beratungen durchführen kann", sagte Pall, die Verantwortliche für fit4SCHOOL, die selbst als Schulpsychotherapeutin tätig war.
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Schwarzenegger trauert um Opfer
Der gebürtige Steirer, frühere Gouverneur von Kalifornien und ehemalige Hollywoodstar Arnold Schwarzenegger trauert ebenfalls um die Opfer des Amoklaufes in Graz. "Unser Herz ist schwer, während wir die tragische Schul-Schießerei in Graz bedauern", hieß es in einer Instagram-Story seiner "Schwarzenegger Climate Initiative", wie die Kronen Zeitung (online) am Donnerstag berichtete.
"Wir stehen an der Seite der betroffenen Familien und ganz Österreichs in dieser Zeit des Leids", heißt es in dem von der "Krone" als Screenshot veröffentlichten Text weiter. "Heute halten wir inne, um nachzudenken und mit unserer Gemeinschaft zu trauern."
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Sicherheitsrat im Parlament zusammengetreten
Nach dem Amoklauf ist heute im Parlament in Wien der Nationale Sicherheitsrat zu Beratungen zusammengetreten.
Die Regierungsspitze hatte das Gremium einberufen, Ziel sei es, die Hintergründe des Amoklaufs eingehend zu analysieren und Maßnahmen zur Prävention ähnlicher Taten zu beraten, hieß es im Vorfeld. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) wird im Sicherheitsrat ein Update über den Ermittlungsstand geben, auch Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) wird sich äußern. Ebenfalls bei der Sitzung dabei ist die Regierungsspitze mit Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP), Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) sowie Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS).
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Bundesheer hatte bei Stellung psychische Instabilität festgestellt
Der Amokläufer von Graz, der am Dienstag in einer Grazer Schule zehn Menschen und sich selbst tötete, war bei der Stellungskommission des Bundesheeres als untauglich aufgrund psychischer Instabilität erkannt worden. Ein Sprecher bestätigte der APA am Donnerstag einen Bericht von Servus TV. Das Heer dürfte so etwas aus Datenschutzgründen nicht weitergeben, so Sprecher Oberst Michael Bauer, dies sei gesetzlich nur bei einer Anfrage einer Behörde zu einem konkreten Fall möglich.
Es gebe zwei Möglichkeiten, untauglich für den Dienst beim Bundesheer zu sein: Aus psychischen und/oder physischen Gründen, sagte Bauer. "Unser System hat funktioniert, aber wir hatten keine gesetzliche Grundlage, dies weiterzugeben", sagte Bauer zur APA.
Der Täter hatte im März für den Erwerb einer Waffenbesitzkarte erfolgreich einen psychologischen Test absolviert und hatte sich damit legal eine Pistole beschaffen können. Das Bundesheer hatte hingegen die psychische Instabilität des Grazers festgestellt.
Der Landeshauptmann der Steiermark - und frühere Verteidigungsminister - Mario Kunasek (FPÖ) zeigt sich laut Servus TV empört: "Das Bundesheer darf nur bei Suchtgift oder direkter Gefährdung Informationen weitergeben. Sonst verhindert der Datenschutz den Austausch. Das muss sich dringend ändern."
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Alle Verletzten auf Normalstation
Bei der Pressekonferenz der KAGes wurde auch bekannt gegeben, dass alle Verletzten, die noch in den Kliniken behandelt werden, von den Intensivstationen auf die Normalstation verlegt werden konnten. -
Eltern von verstorbenen Kindern bei KAGes tätig
Bei der Pressekonferenz der KAGes wurde bekannt, dass die Eltern von verstorbenen Kindern in der Krankenanstalt tätig waren. Es wurde dort entsprechende psychologische Unterstützung bereitgestellt.
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Videobotschaft von fälschlich ausgerufenem Täter
Wie folgenreich unseriöse bzw. falsche Berichterstattung sein kann, zeigt sich aktuell im Fall eines jungen Mannes aus Leibnitz. Der 22-Jährige mit identem Vornamen wie der Täter wurde nach dem Amoklauf in Graz von einem Fernsehsender fälschlicherweise als Schütze identifiziert und Bilder von ihm veröffentlicht. Seitdem ist die Familie mit einer Flut an Drohungen konfrontiert, sagt der Mann in einem auf Social Media hochgeladenen Video, über das auch die "Krone" berichtete.
Dass er fälschlicherweise als Amokläufer identifiziert wurde, belaste ihn und seine Familie massiv. "Mich hat es psychisch stark erwischt, ich habe kaum schlafen können", sagt der Steirer in dem Video und wünscht sich, dass die (Mord-)Drohungen und Anfeindungen ein Ende nehmen. Er appelliert, sich seriös zu informieren.
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Trauerminute im NÖ Landtag
Nach dem Amoklauf ist am Donnerstag auch in der Sitzung des NÖ Landtags eine Trauerminute abgehalten worden. "Das Entsetzen ist groß, die Trauer ist tief", sagte Präsident Karl Wilfing (ÖVP). Er sprach von "einer der tiefsten Erschütterungen" in der Zweiten Republik. Das Land sei "mitten ins Herz getroffen" worden.
Schule sei ein Ort, "der ein geschützter Raum sein muss", betonte Wilfing. Er sprach von einem "Ort des Lernens, des Vertrauens und der Zukunft". In Graz seien Schülerinnen und Schüler sowie eine Pädagogin "brutal aus dem Leben gerissen" worden.
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Oper Graz setzt bis Sonntag Spielbetrieb aus
In Graz und in der Steiermark wurden am Donnerstag nach dem Amoklauf eines ehemaligen Schülers an seiner früheren Schule mit elf Toten und vielen Verletzten laufend weitere Veranstaltungen abgesagt. Die Oper Graz setzt ihren Spielbetrieb bis einschließlich Sonntag aus, das Schauspielhaus bis Samstag. In Ljubljana wird die Eröffnung des Alpen-Adria-Pavillons der Steiermark Schau verkürzt vorgenommen, mit einer Gedenkminute für die Opfer.
Die Oper Graz informierte am Donnerstag darüber, "dass aufgrund des tragischen Ereignisses diese Woche nun beschlossen wurde, den Spielbetrieb bis einschließlich Sonntag" einzustellen. Bereits erworbene Tickets können im Ticketzentrum zurückgegeben oder umgetauscht werden. Das Schauspielhaus strich alle Veranstaltungen des Hauses am Freiheitsplatz bis einschließlich Samstag. Gleiches gilt für Veranstaltungen des Artikel VII-Kulturvereins der steirischen Slowenen, für Donnerstag in der Landesbibliothek in Graz sowie für Samstag für einen Vorlesetag im Pavelhaus in Bad Radkersburg. Auch Veranstaltungen im Bildungshaus Schloss St. Martin Graz, der Kasemattenbühne am Grazer Schloßberg und Konzerte im Cafe Wolf und im Cafe Stockwerk sind betroffen. Die Diskothek Mausefalle im Grazer Zentrum hält ebenfalls ihre Tore geschlossen.
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Alle wichtigen Erkenntnisse der Ermittlungen auf einen Blick
- Tat hat sieben Minuten lang gedauert
- Täter kam mit Waffen im Rucksack über Haupteingang
- Stattete sich auf Toilette mit Waffen, Headset und Schussbrille aus
- Schoss in der Folge wahllos auf Schülerinnen und Schüler
- Täter kannte getötete Lehrerin von früher
- Tat war minutiös geplant
- Täter hätte noch mehr Munition bei sich gehabt
- Noch keine Erkenntnisse zum Motiv
- Täter lebte extrem zurückgezogen, bewegte sich im virtuellen Raum (Ego-Shooter)
- Ermittlungen werden noch Monate dauern
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Täter bereitete sich akribisch vor
Die LPD Steiermark gibt weiter an, dass der Täter sich auf die Tat vorbereitet hat. Seit März war der Täter fünfmal mit einer Leihwaffe legal bei Schießübungen im Schießverein in Graz.
Die Ermittler fanden handschriftliche Aufzeichnung, auf denen der gesamte Tatablauf bis ins kleinste Detail geplant wurde. Das Schussarsenal der verwendeten Waffen war nicht aufgebraucht, beantwortet die LPD Steiermark auf Rückfrage von Journalisten und Journalistinnen bei einer Pressekonferenz am Donnerstagmittag in Graz.
Zur Person: Der Täter dürfte eine sehr introvertierte Person gewesen sein und lebte extrem zurückgezogen. Seine sozialen Kontakte bezogen sich eher auf die virtuelle Welt und Gaming-Community. Er galt als leidenschaftlicher Ego-Shooter-Spieler.
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Tat dauerte sieben Minuten
Weitere Erkenntnisse der Ermittler haben ergeben, dass die Tat sieben Minuten lang dauerte.
Er dürfte ein Headset während der Tat getragen haben. Noch ist unklar, ob der Schütze mit einer anderen Person während der Tat in Kontakt stand. Auf dem Handy des Täters wurden keine Aufnahmen gefunden. Es gibt auch keinen Hinweis, dass die Tat im Internet gestreamt wurde. Es ist allerdings bekannt, dass der Täter Teil der Gamingszene war.
Allerdings wird derzeit noch gegen Unbekannt ermittelt, weil eine Komplizenschaft zum derzeitigem Zeitpunkt noch nicht ausgeschlossen werden kann.
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LPD Steiermark: Täter kannte Lehrerin von früher
Laut Erkenntnissen der LPD Steiermark kannte der Täter die getötete Lehrerin von früher. Außerdem kam der Täter mit den Waffen im Rucksack über den Haupteingang, statte sich auf der Toilette professionell aus und schoss wahllos auf Schülerinnen und Schüler.
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Neue Infos der Polizei zur Bluttat in Graz
Donnerstag-Mittag wird die LPD Steiermark neue Details bekannt geben und über den aktuellen Ermittlungsstand informieren. Dazu ist ab 11:25 Uhr eine Pressekonferenz mit unter anderem LKA-Leiter Michael Lohnegger sowie Arnulf Rumpold, dem Mediensprecher der Staatsanwaltschaft Graz, angesetzt.
Der Kurier berichtet hier live:
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Grazathlon um eine Woche verschoben
Nach dem Amoklauf in Graz und der für Sonntag anberaumten zentralen Gedenkveranstaltung ist der Grazathlon mit Tausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern um eine Woche auf 20. und 21. Juni verschoben worden. "Im Sinne des Respekts und der Würde dieses Moments kann der Grazathlon an diesem Wochenende nicht stattfinden", teilten die Veranstalter am Donnerstag mit.
Man habe intensiv an unterschiedlichen Szenarien gearbeitet und sei im laufenden Austausch mit Stadt, Land und allen Beteiligten gewesen. "Nun liegt eine klare Entscheidung vor, die wir selbstverständlich mittragen", hieß es weiters.
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Nova Rock startete mit Schweigeminute
Der Amoklauf in Graz ist auch am Nova Rock nicht spurlos vorbeigegangen: Am Auftakttag von Österreichs größtem Rockfestival wurde der Opfer mit einer Schweigeminute gedacht, bei der das gesamte Festival kurz inne hielt. "Der Schmerz sitzt bei uns allen sehr tief", sagte Festivalchef Ewald Tatar auf der Bühne.
© APA/FLORIAN WIESER -
Notfallpsychologin: Fokus auf Opfer, nicht Täter
Um Traumata wie den mutmaßlichen Amoklauf an einer Schule in Graz kollektiv aufzuarbeiten, sollte die Gesellschaft ihren Fokus auf Gemeinschaftliches richten, sagte Notfallpsychologin Barbara Juen im APA-Gespräch. Die außerordentliche Professorin an der Universität Innsbruck ist auch fachliche Leiterin der Psychosozialen Dienste vom Österreichischen Roten Kreuz. Anstatt den Täter ins Zentrum zu stellen, sei es sinnvoll, Opfer und Rettungsmaßnahmen zu beleuchten.
Laut der Expertin gibt es nach Taten wie dieser schnell Schuldzuweisungen. Die Suche nach einem Schuldigen sei jedoch ein "Impuls, den man unterdrücken sollte". Denn dadurch können Wut- und Rachegefühle gegenüber der Familie von mutmaßlichen Tätern oder anderen Gruppen, denen ein Täter vielleicht angehört hat, entstehen. Und es sei möglich, dass diese Rachegefühle in Gewalt münden.
Wie auch bei Suiziden bestehe bei Taten wie dem Amoklauf die Gefahr der Nachahmung, erklärte Juen. "Je mehr man das Gefühl hat, dass der Täter eine 'heldenhafte', spektakuläre oder medienwirksame Tat vollbracht hat, desto mehr werden Nachahmer angeregt." -
Immer mehr Waffen
Nach dem Amoklauf n Graz wird naturgemäß die Debatte um das Waffengesetz in Österreich laut. Ist es zu lasch? Ist der psychologische Test, den man bestehen muss, um eine Faustfeuerwaffe erwerben zu dürfen, nicht ausreichend? Die Zahl der Waffenbesitzer in Österreich steigt jedenfalls stark an. Experten bemängeln veraltete Methoden bei den Gutachten.Mehr dazu lesen Sie hier: -
Befragungen und Datensichtungen laufen
Zwei Tage nach dem Amoklauf lichten sich die Nebel um die offenen Fragen nur langsam. Die Tatrekonstruktion war in der Früh laut Landespolizeidirektion Steiermark noch nicht abgeschlossen. Diese könnte noch Tage in Anspruch nehmen - ebenso wie die Spurensicherung. Die Schule wird zumindest noch diese Woche dafür gesperrt bleiben. Parallel dazu werden Befragungen durchgeführt - sowohl im Umfeld des Täters als auch bei den Schülerinnen und Schülern sowie Lehrpersonal und anderen Personen, die sich am Dienstag in oder um die Schule aufgehalten haben.
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Britisches Königspaar erschüttert
Das britische Königspaar Charles III. und Camilla haben sich entsetzt über den Amoklauf gezeigt. "Meine Frau und ich sind zutiefst erschüttert und traurig", teilte der König am Donnerstag in sozialen Medien mit. "Schulen sollten Orte der Zuflucht und des Lernens sein, was diesen schrecklichen Angriff auf Schüler und Mitarbeitende noch schrecklicher macht", hieß es in der auf X und Instagram veröffentlichten Mitteilung. Das Königspaar versicherte den Angehörigen der Opfer seiner Gedanken und Gebete und übermittelte zudem dem österreichischen Volk sein "tiefstes Mitgefühl".
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"Versuchen, das Unfassbare in den Griff zu bekommen"
Im ZiB2-Interview spricht Norbert Urabl, der stellvertretende Direktor des BORG Dreierschützengasse in Graz, über die dramatischen Ereignisse des Dienstags.
„Die Emotionen gehen in alle Richtungen“, beschreibt Urabl die derzeitige Stimmung. „Wir versuchen, das Unfassbare in den Griff zu bekommen.“ Noch immer sei vieles surreal. Die ersten Knallgeräusche seien für ihn zunächst nicht einzuordnen gewesen. „Erst nach ein paar Knallgeräuschen war klar, dass es Schüsse sind“, so Urabl.
Im Rückblick zeigt sich, wie wichtig die regelmäßige Vorbereitung auf Notfallsituationen war: „Nach der jährlichen Brandschutzübung wird immer besprochen, was in der Schule passieren kann. Schüler fragen oft: Was tun wir bei einem Amoklauf? Die Situation wird mit ihnen durchgesprochen – deshalb haben sich viele richtig verhalten.“ Trotzdem sei die Realität eines solchen Angriffs kaum vorstellbar gewesen. „Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass wir diese Informationen einmal wirklich brauchen.“
Den Täter kannte Urabl nur "vom Namen her".
Ein normaler Schulbetrieb, wie vor Pfingsten, ist aus heutiger Sicht für ihn unvorstellbar: „Derzeit ist das nicht denkbar.“ Dennoch soll eine Rückkehr versucht werden: „Jenen, die wieder zurückkehren wollen, soll es ermöglicht werden, zumindest in Teile der Schule zu gehen, wo kein Amoklauf stattgefunden hat."
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Bruder einer ermordeten Schülerin hält berührende Rede
Er kämpfte mit seiner Verzweiflung und den Tränen. Trotzdem schaffte es der große Bruder einer 15-jährigen, getöteten Schülerin am Mittwochabend bei der Trauerfeier der Muslimischen Jugend Österreich persönliche Worte zu sprechen.
Er wandte sich an die hunderten Teilnehmenden, die auf den Rathausplatz in Graz gekommen waren. "Wenn meine Schwester jetzt da wäre, würde sie wahrscheinlich spaßen und irgendwelche Witze machen", so der Teenager, der am Tag des Amoklaufs seine Mathematik-Matura schrieb. Gleich danach wollte er sich mit seiner Mutter und seiner Schwester treffen.
"Als ich sie nicht erreicht habe, hab ich mir Sorgen gemacht", sagt der junge Mann weiter in seiner Rede. Er schließt in Tränen aufgelöst: "Kaum zu fassen, dass man ein Mädchen, welches so lebensfroh, energisch, tapfer und hilfsbereit war, so früh verlieren muss. Ich danke dir, Hanna, für die Jahre, die ich mit dir erleben durfte. Du warst die Schwester, die ich mir genau so auch immer wünschen würde. Wir vermissen dich und wir lieben dich."
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Wien schickt "Umarmung" nach Graz
Zum Gedenken an den Amoklauf von Graz haben ein Lichtermeer am Wiener Stephansplatz und eine Andacht im Stephansdom stattgefunden. Mehrere Hundert Menschen waren dem Aufruf der Caritas und der Jungen Kirche der Erzdiözese am Mittwochnachmittag gefolgt. "Wir wollen ein starkes Zeichen setzen, das in Richtung Graz gesendet wird", sagte Caritas-Wien-Chef Klaus Schwertner der APA. "So etwas wie eine Umarmung der Familien und Freunde der Opfer".
Viele Menschen würden sich seit dem Amoklauf in einer Art "Ohnmacht" befinden und seien überfordert mit der Situation, sagte er. "Unsere Aufgabe ist es jetzt, einmal mehr in Österreich zusammenzuhalten, aufeinander zuzugehen und füreinander da zu sein. Und genau das wollen wir am heutigen Tag zeigen."
Am Mittwochnachmittag herrschte am Stephansplatz ein Kommen und Gehen, laut den Veranstaltern zündeten mehrere Hundert Menschen weiße Kerzen an und stellten sie neben dem Eingang des Stephansdoms ab. Insgesamt stellte die Caritas Wien 3.000 Kerzen bereit, sagte eine Sprecherin der APA. Unter den Teilnehmern waren auch Caritas-Europa-Präsident Michael Landau sowie die Grünen-Politiker Werner Kogler und Alma Zadić.
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Schul-Krisenmanagement wird "sensibel intensiviert"
Der Amoklauf in Graz hat auch Auswirkungen auf Schulen anderer Bundesländer. Wegen der zunehmenden Bedrohungslage auch durch Drohmails wird das Krisenmanagement an Schulen "sensibel intensiviert", wie es auf Anfrage der APA aus dem Bildungsministerium hieß. Wegen etwaiger Nachahmungstäter stehen die Schulen zudem unter besonderer Beobachtung der Polizei.
"Seit 8.00 Uhr Früh gilt erhöhte Einsatzbereitschaft der schnellen Interventionsgruppen und in Wien der WEGA in den Bereichen, wo Schulen sind, und ein besonderer Hauptaugenmerk im kriminaltechnischen Bereich", wie Bundespolizeidirektor Michael Takacs bei einem Pressegespräch am Mittwoch erklärte. Diese Maßnahmen sollen bis auf Weiteres bis zum Schulschluss aufrecht bleiben.
Konkrete Anpassungen der Sicherheitsvorkehrungen an den Schulen sind derzeit laut Bildungsministerium noch nicht in Arbeit. Es gehe nun einmal darum, zusammenzustehen und den Betroffenen in Graz etwa durch schulpsychologisches Angebot zu helfen. Erst dann gehe es darum, das Geschehene zu verstehen, Schlüsse daraus zu ziehen und entsprechend zu handeln. Martin Netzer, Generalsekretär im Bildungsministerium, hatte am Dienstagabend im ORF-Fernsehen technische Sicherheitsmaßnahmen nicht von vornherein ausgeschlossen. Man müsse allerdings darauf achten, welche Maßnahmen hier verhältnismäßig und auch praktikabel seien. Aus internationalen Beispielen wisse man, dass etwa Sicherheitsschleusen "nicht das Allheilmittel sind".
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Namensgleichheit mit Amokläufer: Morddrohungen
Seit Dienstagnachmittag sieht sich ein Steirer massiver Hetze in sozialen Medien sowie Anrufen ausgesetzt: Der Mann hat den gleichen Vornamen wie jener 21-Jährige, der den Amoklauf in Graz verübte, auch sein Nachname ist ähnlich. Der Täter hat am Dienstag Suizid in einer Toilette der Schule begangen, der unbeteiligte Steirer erhält dennoch weiter Morddrohungen.
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Änderungen im heutigen TV-Programm
Nach verlängerten „ZIB“-Ausgaben um 9.00 und 13.00 Uhr folgt heute um 20.15 Uhr eine weitere „ZIB Spezial: Der Tag nach dem Amoklauf in Graz“, diesmal in einer Länge von 15 Minuten, die in ORF 2 und ORF III zu sehen ist.
„Die Bergretter“ und alle weiteren Folgeprogramme in ORF 2 beginnen entsprechend später.
Um 20.30 Uhr widmet sich in ORF III ein „Zur Sache spezial“ der Frage „Amok in Graz: Wie konnte das passieren?“. Nach der unfassbaren Tat gestern in Graz bleiben viele Fragen nach dem Warum. Wie konnte das passieren und wie können solche Taten verhindert werden? Darüber diskutiert Reiner Reitsamer mit seinen Gästen Sigrun Roßmanith, Psychiaterin, Andrea König, klinische Psychologin, und Vincent Reisner, Bundesobmann Schülerunion Österreich.
Um 21.20 Uhr führt „Landleben“ erst ins Tiroler „Navistal“ und porträtiert danach das „Leben an der steirischen Eisenstraße“ (22.10 Uhr).
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Trauerfeierlichkeiten und Kondolenzbuch in Graz
Die Stadt Graz und das Land Steiermark haben die Termine für die offiziellen Trauerfeierlichkeiten bekannt gegeben: Graz lädt am Sonntag um 18.00 Uhr am Hauptplatz zu einer Trauerfeier, bei der wohl auch die politische Spitze Österreichs vertreten sein wird. Der Steiermärkische Landtag lädt am kommenden Dienstag um 9.00 Uhr zu einer Gedenksitzung für die Opfer des Amoklaufs.
Die Stadt Graz hat bereits am Mittwoch beim Haupteingang ins Rathaus ein Kondolenzbuch aufgelegt. Bürgerinnen und Bürger haben täglich von 7.00 bis 20.00 Uhr die Möglichkeit, "ihre Gedanken, ihr Beileid und ihre persönliche Anteilnahme auszudrücken", hieß es seitens der Stadt Graz. Neben Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) haben auch andere Stadtregierungsmitglieder bereits ihre Anteilnahme im Kondolenzbuch niedergeschrieben. Mittwochnachmittag soll sich auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen in das Kondolenzbuch eintragen. Die Gedenksitzung im Landtag kommende Woche wird nicht nur vor Ort im Landhaus zu verfolgen sein, sondern auch im Livestream übertragen.
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Video: Der aktuelle Status
Der Tag nach dem Amoklauf: Österreich bekundet Solidarität mit den Opfern in Graz, bei den Schülerinnen und Schülern sitzt der Schock tief. Die Ermittlungen laufen weiter auf Hochtouren.
Mehr dazu in der Video-Zusammenfassung:
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Trauer und Gedenken in Österreichs Sport
Die österreichische Sportwelt mit dem Fußball-Nationalteam an vorderster Front ist nicht nur am Dienstag unter dem Eindruck des Amoklaufs mit insgesamt elf Toten gestanden. Am Mittwoch waren diverse Events im Schatten des in der Zweiten Republik beispiellosen Ereignisses, in Wien wurde eine Pressekonferenz über das World-Tour-Turnier der 3x3-Basketballer abgesagt. Worte der Trauer und des Gedenkens gab es fast überall.
Lesen Sie mehr dazu hier:
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Schussabgabe erfolgte ein paar Minuten lang, nach 13 Minuten Täter tot auf Toilette gefunden
Bei einem Hintergrundgespräch im Innenministerium Mittwochmittag hat Oberst Kurt Kornberger, Standortkommandant des Einsatzkommandos Cobra Süd, weitere Details zur Alarmierung des Amoklaufs in Graz genannt. Demnach wurde der Täter 13 Minuten nach dieser tot aufgefunden. Zehn Menschen mussten zuvor sterben. Um 10.00 Uhr erfolgte die Alarmierung einer möglichen Amoklage, sechs Minuten später waren die Einsatzkräfte bei der Schule.
Die erste Polizeistreife traf mit schwerer Schutzausrüstung für aktive Interventionen ein. Eine Minute später waren die Schnelle Interventionsgruppe (SIG), die Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS) sowie das Einsatzkommando Cobra an Ort und Stelle. Um 10.08 bzw. 10.09 Uhr waren die Streifen laut Kornberger im Gebäude. Es sei auffallend ruhig gewesen. "Schüsse haben wir keine mehr wahrgenommen", sagte er.
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Auswirkungen an Schulen bis nach Wien
Der Amoklauf in Graz hat auch Auswirkungen auf Schulen anderer Bundesländer. Die Wiener Bildungsdirektion etwa hat "dringend empfohlen", während der dreitägigen Staatstrauer alle Schulfeste, Feierlichkeiten und Sportwettbewerbe abzusagen oder zu verschieben. Schon begonnene oder unmittelbar bevorstehende Veranstaltungen wie Sportwochen seien mit "angemessener Zurückhaltung durchzuführen". Wegen Nachahmungstätern stehen die Schulen unter besonderer Beobachtung der Polizei.
Etwaige Nachahmungstäter seien selbstverständlich ein Thema, wie Bundespolizeidirektor Michael Takacs bei einem Pressegespräch am Mittwoch erklärte. "Seit 8.00 Uhr Früh gilt erhöhte Einsatzbereitschaft der schnellen Interventionsgruppen und in Wien der Wega in den Bereichen, wo Schulen sind, und ein besonderer Hauptaugenmerk im kriminaltechnischen Bereich." Diese Maßnahmen sollen bis auf weiteres bis zum Schulschluss aufrecht bleiben. Auch im Unterricht selbst war der Amoklauf Thema, wie der APA vorliegende Elternbriefe zeigen. An manchen Standorten wurde eine Gedenkminute abgehalten.
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Wer darf in Österreich legal Waffen besitzen?
Das österreichische Waffenrecht ist genau geregelt. Wie kommen Privatpersonen also zu Schusswaffen?
Ein Überblick über die Gesetzeslage:
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Polizei gibt Überblick über die bisherigen Erkenntnisse
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Tatrekonstruktion in der Schule läuft
Die Ermittler erhoffen sich davon weitere Erkenntnisse. Auch zur Anzahl der gefallenen Schüsse und den Orten der Schussabgabe innerhalb des Gebäudes verwies Polizeisprecher Sabri Yorgun auf die laufende Rekonstruktion. Mehrere Hundert Personen müssten in diesem Rahmen befragt werden. Auch die Auswertung von Spuren und Datenträgern könnte über die nächsten Tage und Wochen hinweg andauern.
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Neue Details zum Amokläufer
Medienberichte darüber, dass der Mann in der Vergangenheit gemobbt worden sein soll, wollte die Landespolizeidirektion auch am Mittwoch weiter nicht bestätigen. Auch Details zur Schulkarriere des 21-Jährigen blieben auf Nachfrage vorerst unklar, ebenso wurden auch Berichte über den AMS-Status des 21-Jährigen nicht von der Polizei bestätigt. Als gesichert gilt laut Polizei nur, dass der 21-Jährige den Wohnsitz bei seiner alleinerziehenden Mutter in Graz-Umgebung hatte. Sein aus Armenien stammender Vater hatte nach der Trennung nicht mehr im Haushalt gelebt.
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Schüsse fielen während Maturaprüfungen
Nach dem Amoklauf eines 21-Jährigen in seiner ehemaligen Schule in Graz mit zehn Todesopfern werden weitere Details zur Tat bekannt. So hatten am Dienstag laut der Bildungsdirektion Steiermark Klausuren im Rahmen der mündlichen Matura in dem Gymnasium stattgefunden. Wie die Landespolizeidirektion am Mittwochnachmittag zudem berichtete, seien am Wohnsitz des 21-jährigen Täters neben einer nicht funktionstüchtigen Rohrbombe auch Pläne für einen Anschlag gefunden worden.
"Maturantinnen und Maturanten, deren Prüfungen unterbrochen oder ausgesetzt wurden, können selbst entscheiden, ob sie einen Ersatztermin noch vor dem Sommer wahrnehmen möchten oder ob sie erst im Herbst zu ihren Prüfungen antreten wollen."
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Wegen Amoklaufs: Vienna Pride ändert ihr Programm
Wo sonst lautstark Vielfalt und Leben gefeiert werden, wird es an Tag eins des Pride Village aber ganz still sein. "Das Pride Village war und ist ein Ort des Miteinanders, der Sichtbarkeit, der Solidarität und des Austauschs. Gerade in Zeiten wie diesen möchten wir diesen Raum nutzen, um gemeinsam innezuhalten, zu gedenken - und uns gegenseitig Halt zu geben", heißt es in einem Statement der Veranstalter.
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Aufruf zu Lichtermeer am Wiener Stephansplatz
Zum Gedenken an den Amoklauf von Graz auch in Wien haben die Caritas und die Junge Kirche der Erzdiözese kurzfristig zu einem Lichtermeer heute um 16 Uhr am Stephansplatz aufgerufen. "Gemeinsam bringen wir heute Tausende Kerzen zum Leuchten, um ein Zeichen für Zusammenhalt, für das Miteinander, für das Gemeinsame zu setzen", teilte der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner mit. Um 17 Uhr findet zudem ein gemeinsames Gedenken im Stephansdom statt.
Hilfen bei akuten psychischen Krisen:
- PsyNot (Psychiatrisches Krisentelefon Steiermark): 0800/44 99 33 (rund um die Uhr)
- KIT (Kriseninterventionsteam Steiermark):
- 0316/877 - 6551 (8-20 Uhr)
- 130 (ab 20 Uhr)
- Ö3 Kummernummer: 116 123 (täglich von 16:00 bis 24:00 Uhr)
- Rat auf Draht: 147 (für Kinder und Jugendliche und deren Bezugspersonen rund um die Uhr)
- Telefonseelsorge: 142 (rund um die Uhr)
- Kriseninterventionszentrum Wien: 01 4069595 (Montag bis Freitag 10.00 bis 17.00 Uhr)
- 24h Niederösterreichisches Krisentelefon: 0800 202016